Die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Erkrankungen ist im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Im Jahr 2022 nahmen die diese Krankheitstage um 6 Millionen Tage auf 132 Millionen Tage zu, wie aus Antworten des Bundesarbeitsministeriums auf Anfragen der Linken-Fraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen. Ein Jahr zuvor betrug die Zahl der Krankentage wegen psychischer Störungen demnach noch 126 Millionen Tage.
Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Zahlen mehr als verdoppelt: Im Jahr 2012 betrug die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Belastungen noch rund 65 Millionen. Mehr als 40 Prozent der vorzeitigen Renteneintritte wegen verminderter Erwerbsfähigkeit werden den Angaben zufolge mit psychischen Belastungen begründet. Die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (Online Montag) hatte als erstes über das Thema berichtet.
Die Arbeitswelt sei durch Krisen sowie anhaltende Entwicklungen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Fachkräftemangel in vielen Bereichen besonderen Veränderungsdynamiken ausgesetzt, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Das führe zu neuen Belastungsanforderungen an die Beschäftigten, die die psychische Gesundheit beeinflussen könnten. Zugleich sei die Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen gewachsen.
Steigende Arbeitsbelastung, Personalmangel und neue Anforderungen durch Digitalisierung führten zu einer kontinuierlichen Zunahme von psychischen Belastungen, sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl der „Rheinischen Post“. Besonders betroffen seien Beschäftigte in Bereichen wie der Kranken- und Altenpflege, in Kitas oder Schulen. Die Linkspartei forderte eine Anti-Stress-Verordnung, flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen und Personalbemessungsgrenzen. Die Bundesregierung müsse konkrete Maßnahmen treffen, „um den Teufelskreislauf aus Überlastung und Personalmangel zu durchbrechen“.