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Ministerin: Stärkung von Pflegeberufen – Pflegegrade anpassen

In Berlin findet jetzt der Deutsche Pflegetag statt – Anlass für Pflegefachleute und die Gesundheitsministerin, über die Zukunft der Pflege nachzudenken.

Arbeitsplätze in der Pflege sollen nach Worten von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zeitnah attraktiver gestaltet werden. Außerdem sollen Pflegegrade nach Worten der Ministerin nicht abgeschafft, sondern inhaltlich angepasst werden. Ebenso muss Pflege aus Sicht der Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, als elementarer Teil kritischer Infrastruktur gesehen werden. Vor dem Deutschen Pflegetag am Mittwoch und Donnerstag in Berlin werden unterschiedliche Forderungen laut.

“Pflegekräfte können viel mehr, als sie bislang dürfen. Sie sollen das auch eigenverantwortlich erledigen können, wenn die Kompetenzen durch Studium oder Weiterbildung erlernt wurden”, sagte Warken der “Rheinischen Post”.

Die Ministerin verwies auf den von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Entbürokratisierung, der am Donnerstag im Bundestag beraten wird. Dieser soll unter anderem die Befugnisse von Pflegefachpersonen erweitern und dadurch mehr Menschen für den Beruf begeistern. “Die Pflege hat für die Bundesregierung einen hohen Stellenwert, da sie einen unersetzlichen Beitrag zur Versorgung der Menschen leistet. Neben der Finanzierbarkeit des Systems ist die Fachkräftegewinnung und -sicherung das drängendste Thema.”

Im rbb24-Inforadio sagte Warken, dass Pflegegrade nicht abgeschafft, sondern inhaltlich angepasst werden sollten. So müssten beispielsweise die einzelnen Leistungen angeschaut werden. Die Ministerin warb zudem dafür, dass sich jeder Einzelne frage, was man selbst tun könne für die Vorsorge. Zuletzt war eine mögliche Abschaffung von Pflegegrad 1 in der Diskussion.

Dies wäre aus Sicht der Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, der falsche Weg. “Dieser Grad ist oft die erste Schwelle, an der Prävention und Unterstützung beginnen. Wer ihn streicht, schwächt den Zugang zu frühzeitiger Hilfe und riskiert höhere Pflegegrade später”, sagte Vogler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Gute Pflegepolitik denke professionelle, assistierende und familiäre Versorgung zusammen.

Positiv wertete die Pflegeratspräsidentin die Ausweitung der Befugnisse für Pflegefachkräfte sowie die Vereinheitlichung bei der Ausbildung von Pflegefachassistenten. Nun brauche es verbindliche Weiterbildungsangebote, Qualifikationen und eigene Abrechnungsmöglichkeiten. Zugleich dürfe die häusliche Pflege durch Angehörige nicht vergessen werden: “Sie brauchen verlässliche Entlastungsangebote, Pflegeberatung und finanzielle Unterstützung.”

Pflege muss aus Voglers Sicht als elementarer Teil kritischer Infrastruktur gesehen werden. “Wenn die Politik das erkennt, dann müssen auch die Entscheidungswege angepasst werden: Pflegekompetenz gehört fest in die politischen Prozesse, nicht nur als Anhörung, sondern als Mitgestaltung”, sagte Vogler der KNA.

Politische Aufmerksamkeit allein reiche nicht. Seit Jahren werde über Wertschätzung gesprochen, entscheidend sei aber strukturelle Mitwirkung. Als Beispiele nannte Vogler verbindliche Pflegekammerstrukturen in Land und Bund, feste Mitsprache in Gremien der Selbstverwaltung und Beteiligung an Gesetzgebungsprozessen.

Mit Blick auf die desaströse Finanzlage von Kranken- und Pflegekassen sprach Vogler von einem “Warnsignal”. Aus ihrer Sicht sei ein Perspektivwechsel entscheidend. “Pflege ist kein Ausgabenproblem, sondern eine Qualitätsinvestition. Dort, wo Pflege gut organisiert und angemessen ausgestattet ist, sinken Komplikationsraten, Krankenhausrücküberweisungen und Pflegebedarfe langfristig.” Vogler plädierte für eine künftige Finanzierung, die Pflegeleistungen eigenständig anerkenne und vergüte.