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Millionen für Kinderschutz: Baden-Württemberg beschließt Masterplan

Die baden-württembergische Landesregierung hat am Dienstag einen neuen „Masterplan Kinderschutz“ beschlossen und die jährlichen Mittel dafür massiv aufgestockt. Statt 700.000 Euro fließen künftig rund fünf Millionen Euro pro Jahr in den Schutz von Kindern und Jugendlichen, teilte Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) in Stuttgart mit. Die landesweite Strategie soll Prävention und Hilfe bei Gewalt und Vernachlässigung neu ordnen.

Der Plan umfasst 52 einzelne Maßnahmen. Schwerpunkte sind die Aufklärung der Öffentlichkeit, die bessere Schulung von Fachkräften und die Entwicklung von Schutzkonzepten, etwa in Vereinen. Auch der Schutz von besonders gefährdeten Kindern und die Gefahren in digitalen Medien stehen im Fokus. Dafür sollen unter anderem eine zentrale Webplattform für Experten sowie E-Learning-Angebote geschaffen werden. Lucha nannte den Kinderschutz eine Daueraufgabe, die nicht von der Tagesordnung genommen werden dürfe.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) forderte eine „harte Regulierung“ von sozialen Netzwerken, etwa im Blick auf die Verbreitung von Fake News. Er bedauerte, dass es noch keine europäische Plattform gebe, „die nach unseren Grundsätzen und Werten gestaltet ist“. Viele aktuelle Probleme entstünden ausschließlich aufgrund der veränderten Art der Kommunikation.

Der nun beschlossenen Strategie ging eine Anschubfinanzierung voraus. Mit einmalig 9,8 Millionen Euro förderte das Land zwischen 2023 und 2025 bereits 28 Projekte. So unterstützte der Kinderschutzbund Vereine und Verbände bei der Erstellung von 340 Schutzkonzepten. Auch die Arbeit der Childhood-Häuser in Heidelberg und der Ortenau, die sich um Opfer von Gewalt kümmern, wurde gefördert.

Die Notwendigkeit des Handelns belegen aktuelle Zahlen. Im Jahr 2023 leiteten die Behörden in Baden-Württemberg mehr als 20.000 Verfahren zur Prüfung einer Kindeswohlgefährdung ein. In rund 6.100 Fällen stellten sie eine akute oder latente Gefahr fest. Eine bundesweite Studie vom Juni 2025 zeigt zudem, dass rund jeder achte Erwachsene in seiner Jugend sexualisierte Gewalt erlebt hat. (1573/01.07.2025)