UK 12/2018, Nahostkonflikt (Seite 15: „Parteiisch – für beide Seiten. Israelis und Palästinenser sehnen sich nach einem Leben in Frieden und Sicherheit")
Die im Artikel aufgeführten Ungerechtigkeiten sind eine Winzigkeit im Vergleich zu den Erfahrungen, welche die Lektüre der 2017 erschienenen Anthologie „Oliven und Asche“ (Hrsg. Ayelet Waldman Waldmann und Michael Chabon, Verlag Kiepenheuer & Witsch) vermittelt: Stimmen, Eindrücke und Erlebnisse von 26 Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit Einblick in gravierende Vorkommnisse, die nicht anders als eine allgemeine Existenzberaubung für Palästinenser gewertet werden können. Sie geben eine Vorstellung von einer Politik des Unrechts und des Rechtsbruchs, der darauf ausgerichtet ist, ein Miteinander zu verunmöglichen. Existenzberaubung für Palästinenser?
Die Ausführungen des israelischen Journalisten Levy von Haaretz im Internet unter https://youtu.be/MPt8c_93zM0 geben einen konzentrierten Eindruck von dem, was sich abspielt: Verdrängung und Erschwernis palästinensischen Lebens in seinen Grundbedingungen.
Der Mauerbau war nicht ein Projekt der Sicherheit. Unter Ministerpräsident Ehud Barak wurde sie geplant, um eine Ausgrenzung, Isolierung und Beraubung der Palästinenser in Gang zu setzen. Mit Rücksicht auf die Weltöffentlichkeit wurden die Pläne nicht verwirklicht. Unter Wahrung des Gesichts konnten sie später als Sicherheitsmaßnahme verkauft und anerkannt werden. Ihr Sinn ist ein anderer.
Eine Parteinahme für beide Seiten ist deshalb erst vorstellbar, wenn die Existenzberechtigung des palästinensischen Volkes genauso intensiv und wirksam verfolgt wird, wie es bei der Existenzberechtigung Israels normalerweise der Fall ist. Proteste und Handlungen von Zivilgesellschaften und Staaten müssten den Missbrauch militärischer Gewalt, menschenverachtend und willkürlich ausgeübt, behördlich garniert, beenden. Eine Aufhebung einer massivst und von der Weltöffentlichkeit unbemerkt vor sich gehenden Unterdrückung ist vordringlicher als alles andere.
Das wäre einseitig? Eine Militärdiktatur ist einseitig. Sie dient einseitig der Annexion von „Samaria“ und „Judäa“. Wie soll ein Friedensprozess in Gang gesetzt werden, bei dem der eine Partner mit seinen Rechten zum Verschwinden gebracht wird oder schon gebracht worden ist? Mit der Beendigung der militärischen Unterdrückung aber würde Parteinahme für beide Seiten möglich.
Klaus Maßmann, Lotte
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