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Militär-Expertin fürchtet Notfall-Auswahl in der Blutversorgung

Im Krisenfall reichen Blutkonserven nicht für alle, das zeigt sich in der Ukraine. Doch auch in Deutschland gibt es immer wieder Engpässe. Etwa nach einem Terroranschlag könnte das Leben kosten, warnt eine Expertin.

Engpässe bei der medizinischen Ressource Blut könnten dazu führen, dass nicht alle Menschen mit Bedarf versorgt werden können: Davor warnt Diana Sauer, Oberfeldarzt und Direktorin der Abteilung für Transfusionsmedizin und Hämotherapie im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz. Eine rechtzeitige Bluttransfusion könne jedoch über Leben und Tod entscheiden – insbesondere in militärischen Einsätzen sowie nach Terroranschlägen oder Naturkatastrophen.

So steige der Bedarf an Blutversorgung, wenn viele Menschen etwa durch Splitter oder spitze Gegenstände verletzt würden: “Verzögert sich die Transfusion, steigt das Risiko zu versterben mit jeder Minute um zwei bis drei Prozent.” Die Expertin äußerte sich vor der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, die am kommenden Mittwoch in Mannheim beginnt.

Zugleich dränge dieses Thema nicht erst im Krisenfall, mahnte Sauer. Alljährlich komme es schon jetzt zu Versorgungsengpässen bei universalverträglichen Blutprodukten. Insofern trage “jede Person, die Blut spendet, zur Sicherheit der Versorgung bei”. Komme es zu einer Krisensituation, seien nicht nur die vorhandenen Blutprodukte wertvoll, sondern auch die Informationen von Spenderinnen und Spendern etwa über ihre Blutgruppe.

Zudem gelte es, bestimmte Materialien wie Blutbeutelsysteme oder Laborausstattung vorzuhalten. “Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell Lieferketten an ihre Grenzen stoßen können”, betonte die Medizinerin. Daraus müsse die Politik lernen. Infrastruktur könne durch Cyberangriffe massiv beschädigt werden.

In der Ukraine, wo auch Bundeswehrkräfte im Einsatz sind, herrsche eine dauerhafte Unterversorgung, sodass triagiert werden müsse. Die sogenannte Triage meint die Frage, wer überlebenswichtige Geräte wie etwa ein Atemgerät oder ein Intensivbett erhält, wenn nicht genügend Ressourcen für alle Patientinnen und Patienten vorhanden sind. “Während Corona wurden auch hierzulande Operationen abgesagt oder verschoben”, fügte Sauer hinzu.