Erstmals hat ein Menschenrechtsbeirat eine Fußball-EM unter die Lupe genommen – die von 2024 in Deutschland: Vieles war okay, aber es gebe Luft nach oben – etwa beim Schutz der Pressefreiheit und bei Kinderrechten.
Der erstmals bei den Fußball-Europameisterschaften 2024 in Deutschland eingerichtete Menschenrechtsbeirat hat in seinem am Montag vorgelegten Abschlussbericht insgesamt eine positive Bilanz gezogen, aber auch Schwachstellen aufgezeigt. So sei etwa der Umgang der Veranstalter UEFA und Euro 2024 GmbH mit Pressefreiheitsrisiken unzureichend gewesen.
“Die UEFA und Euro 2024 GmbH hat sich zwar deutlich zur Pressefreiheit bekannt, doch es haperte an der Umsetzung”, kritisierte Anja Osterhaus, Geschäftsführerin der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen, die Mitglied des Menschenrechtsbeirats ist: “Für kommende Sportevents müssen die Ausrichter aus den Fehlern dieser EM lernen und ein schlüssiges Menschenrechtskonzept erarbeiten, das konsequent und frühzeitig angewandt wird.” So hätten die Veranstalter zwar einige Schutzmaßnahmen umgesetzt und etwa eine Meldestelle für Übergriffe eingerichtet. “Doch in der Praxis half das den Journalistinnen und Journalisten vor Ort wenig”, so Osterhaus. Unter anderem seien auch Fragen zu problematischen Sponsoren unbeantwortet geblieben.
Dem Menschenrechtsbeirat gehören neben Reporter ohne Grenzen Expertinnen und Experten des Deutschen Instituts für Menschenrechte, der Fachberatung KickIn! sowie von Transparency International Deutschland an. Die Fußball-EM 2024 war eine der ersten Sportgroßveranstaltungen, bei der Menschenrechte als Vergabekriterium eine wichtige Rolle spielten.
An Verbesserungsvorschlägen listet der Beirat unter anderem eine “deutlich vereinfachte Auffindbarkeit und regelmäßige aktive Verbreitung von Beschwerde- und Meldewegen über alle verfügbaren Online- Informationskanäle und Veranstaltungskommunikation in den Austragungsorten” auf. Zudem fordert das Gremium “regelmäßige Pressekonferenzen und Beantwortung auch kritischer Medienanfragen zu gesellschaftlichen und organisatorischen Aspekten des Turniers” – etwa nach Sponsoring und Menschenrechten.
Auch im Bereich der Freiwilligen (Volunteers), bei Ordnungs- und Sicherheitsdiensten sowie bei den Themen Compliance und Kinderrechte sieht der Beirat Verbesserungspotenzial. Bei den eingerichteten Meldestellen für problematisches Verhalten und Übergriffe müsse das Personal in barrierefreier und traumasensibler Kommunikation sowie in menschenrechtlichen Fragen einschließlich des Medienrechts besser geschult werden. Alle an der Organisation Beteiligten sollten zudem zu Grundlagen diskriminierungssensiblen Verhaltens, barrierefreier Kommunikation sowie zu Rechten von Pressevertretern fortgebildet werden.
Der deutsche Menschenrechtsbeirat will mit seinem Bericht auch auf Verbesserungspotenziale für künftige Großveranstaltungen in Deutschland und die deutsche Bewerbung um Olympische Sommerspiele und Paralympics hinweisen. Eine Entscheidung, mit welcher Stadt oder Region sich Deutschland bewerben will, soll im Herbst 2026 getroffen werden.