Bei Protesten gegen Polizeigewalt sind in Kenia nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens acht Menschen von Sicherheitskräften getötet worden. Die Zeitung “Daily Nation” berichtete am Donnerstag von neun Todesfällen. Laut Amnesty International könnten die Todeszahlen jedoch höher liegen. Nach Angaben der Nationalen Menschenrechtskommission KNHRC sollen außerdem etwa 400 Menschen verletzt und mehr als 60 festgenommen worden sein. Oppositionspolitiker verurteilten das Vorgehen der Sicherheitskräfte, die Regierung äußerte sich bislang nicht.
Frauenrechtlerinnen berichteten derweil von Vergewaltigungen von Frauen, denen am Abend auf dem Heimweg aufgelauert wurde. Auch von Schüssen in Wohngebieten war in Medienberichten die Rede. Wer genau dafür verantwortlich war, ist unklar.
Mit den Demonstrationen am Mittwoch wurde landesweit an den Jahrestag der Niederschlagung der Massenproteste vor einem Jahr erinnert. Am 25. Juni 2024 waren Protestierende ins Parlament vorgedrungen, wo ein neues Haushaltsgesetz mit höheren Steuern verabschiedet werden sollte. Mindestens fünf Menschen wurden damals erschossen.
Am Mittwoch versammelten sich Zehntausende Menschen allein in Nairobi zum Gedenken an die Toten des Vorjahres. Die friedlichen Proteste des Vormittags wurden durch die Maßnahmen der Polizei immer gewaltvoller. Die Sicherheitskräfte gingen laut Medienberichten mit scharfer Munition, Tränengas und Wasserwerfern gegen die unbewaffneten Demonstrierenden vor. Unter den Todesopfern sind den Angaben nach auch Unbeteiligte.
Am Nachmittag versuchten Tausende Protestierende den Sitz des Präsidenten zu erreichen, wurden aber von Sicherheitskräften aufgehalten. Am Abend erklärte ein Gericht die Anordnung der Kommunikationsbehörde, alle Live-Berichterstattung über die Proteste abzubrechen, für unrechtmäßig. Die Menschenrechtsorganisation Katiba Institut reichte zudem Klage gegen die Sperrung der Einfallstraßen ein.