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Mehr Salz und Licht

Über den Predigttext am 8. Sonntag nach Trinitatis: Matthäus 5, 13-16

Predigttext für den 8. Sonntag nach Trinitatis: Matthäus 5, 13-16
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Ihr seid das Salz der Erde – ihr seid das Licht der Welt! Ich verstehe Christsein so, dass es der Welt und den Zuständen, die in ihr herrschen, nicht gleichgültig gegenüberstehen kann. Christenmenschen können jedoch der Versuchung erliegen, sich hinter dem Buchstaben der Heiligen Schrift zu verschanzen. Gerade dann, wenn es darum geht, auf Herausforderungen der Welt zu reagieren. In diesem Fall pochen sie auf die wortgetreue Einhaltung dessen, was in der Bibel steht, losgelöst von den Erfordernissen der jeweiligen Situation und ohne Rücksicht auf den Geist, auf den ursprünglichen Sinn, der hinter den Worten der Bibel steht. Dabei seid doch ihr das Salz der Erde! Ihr, die ihr Jesus nachfolgen wollt. Und nicht, wie es eine jüdische Tradition will, die Tora, das religiöse Gesetz mit seinen Geboten und Verboten. Darum ernennt Jesus konkrete Menschen, keine abstrakten Regeln, zum Salz der Erde. Forderungen allein haben die Welt noch nicht verbessert, wohl aber Menschen, die das Richtige zur rechten Zeit getan haben. Denn „Salzmenschen“ sehen genau hin und räumen dort, wo es Not tut, der Güte Vorfahrt vor dem Gesetz ein. Dies gibt es nicht nur im Christentum. So forderten vor Kurzem christliche, jüdische und muslimische Vertreter den US-Präsidenten einmütig auf, ein Gesetz zu ändern, das Frauen, die von IS-Kämpfern  vergewaltigt worden waren, Mittel für Abtreibungen vorenthält.

Sich hinter den Buchstaben verschanzen

Salz erhält und bewahrt, Salz würzt aber auch und verfeinert. Man kann das, was sich als menschenfreundlich erwiesen hat, zu bewahren helfen. Man kann aber auch in Diskussionen Argumente einbringen, die sich „gesalzen haben“ und dem Ganzen eine andere Note verleihen. Die mehrfache Missachtung der kirchlichen Friedensdenkschriften von 1992 und 2007 durch Staat und Kirche wirft die Frage auf, ob sich evangelische Kirchenführer nicht entschiedener für Investitionen in Prävention und zivile Konfliktbearbeitung aussprechen müssen, anstatt immer wieder „mit größten Bauchschmerzen“ militärischen Lösungsstrategien den Segen zu erteilen.
Ihr seid das Salz der Erde, sagt Jesus. Ihr seid auch das Licht der Welt. Und indem wir es hören, sind wir es auch. Nicht Gott, kein auserwähltes Volk, kein großer Heiliger. Es gibt jedoch Christenmenschen, die sich für ein zu „kleines Licht“ halten. Wenn es darum geht, positiv auf die Welt Einfluss zu nehmen, werden die eigenen Möglichkeiten für zu gering erachtet. Darum wird alles Entsprechende von Gott allein erwartet. Lasst aber doch ruhig euer Licht leuchten! Es kommt nicht darauf an, selber eine Leuchte zu sein, sondern die Welt heller zu machen. Durch gute Werke, im Tun des jeweils Guten und des hier und jetzt Gerechten. Dieses Tun traut uns Jesus zu. Und vor den Augen der Öffentlichkeit ist dies der beste Gotteserweis: Lebt so, dass man euch danach fragt. In einer Welt, in der der Konsum für viele zum Religionsersatz geworden ist. Schließt euch zusammen: Als aktive „Lichtmenschen“ macht ihr eure gemeinsame Sache unübersehbar, gerade weil sie sich als eine erweist, die „auf der Höhe der Zeit“ ist.

Tun des Guten und Gerechten

Salz, das nicht mehr würzt, ist nutzlos und gehört weggeworfen. Ein Licht, das sich selbst unter den Scheffel stellt, trägt nicht zur Erleuchtung bei und ist zwecklos. Ein christliches Leben, das die Welt nicht ein wenig heller macht oder sich hinter der Bibel verstecken muss, macht wenig Sinn. Jesus ist die Menschwerdung Gottes, aber in uns und durch uns geschieht die Menschwerdung seines Willens – als Salz der Erde und als Licht für die Welt.