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Mehr Missbrauchsfälle in bremischer Kirche gemeldet

Seit der Veröffentlichung der evangelischen Missbrauchsstudie vor gut einem Jahr ist die Zahl der bekannten Fälle in der Bremischen Evangelischen Kirche deutlich gestiegen. Zwischen 1998 und 2023 sind der Kirche elf Fälle mit teilweise mehreren Betroffenen bekannt geworden, wie ein Sprecher mitteilte. Nach dem Erscheinen der Studie kamen 17 weitere Fälle dazu.

Die bremische Kirche hat im Mai vergangenen Jahres eine eigene Fachstelle sexualisierte Gewalt eingerichtet. Im März will sie nach Angaben des Sprechers diese von bisher einer halben Stelle auf eine ganze erweitern.

Zudem gebe es eine Präventionsbeauftragte, die Mitarbeitende, Gemeinden und Einrichtungen im Umgang mit sexualisierter Gewalt schule, hieß es. Zwei Diplom-Psychologinnen stünden für eine vertrauliche Beratung zur Verfügung. Die bremische Kirche habe bislang in drei Fällen insgesamt 30.000 Euro an Anerkennungszahlungen geleistet. Hinzu kämen individuelle Unterstützungsleistungen zum Beispiel für Therapien.

Für die Studie hatte ein unabhängiges Forscher-Team Ursachen und Ausmaß sexualisierter Gewalt im evangelischen Kontext untersucht. Die Forscher sammelten dafür Fallbögen aus allen Landeskirchen und Landesverbänden der Diakonie innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie kamen dabei auf mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte, darunter 511 Pfarrpersonen. Zugleich ist aber von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die erste bundesweite Studie dieser Art offenbarte zudem Mängel im Umgang mit den Missbrauchsfällen und den Betroffenen.

In einer Tiefenanalyse zur ForuM-Studie war überdies der Fall des Bremer Dompredigers Günter Abramzik (1926-1992) untersucht worden. Die Studie ergab, dass Abramzik gegen mindestens 17 Jungen sexualisierte Übergriffe begangen hat. Auch insgesamt haben sich nach der Veröffentlichung der Studie laut einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mehr Betroffene bei den Landeskirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gemeldet.