Die Brauereilandschaft in Baden-Württemberg steht vor einer widersprüchlichen Entwicklung: Obwohl die Zahl der Brauereien seit 1990 gestiegen ist, haben sich Bierproduktion und Pro-Kopf-Verbrauch im selben Zeitraum drastisch reduziert. Die Landesregierung rechnet angesichts hoher Kosten und sinkender Nachfrage mit weiteren Betriebsschließungen, wie aus einer Antwort des Agrarministeriums auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervorgeht.
Die Zahl der Braustätten im Land wuchs von 179 im Jahr 1990 auf 203 im Jahr 2024. Gleichzeitig halbierte sich die hergestellte Biermenge beinahe: Sie sank von 10,8 Millionen Hektolitern auf 5,4 Millionen. Dieser Trend spiegelt sich im Konsum wider. Der bundesweite Pro-Kopf-Verbrauch fiel von rund 143 Litern im Jahr 1990 auf 88 Liter im Jahr 2024.
Als Hauptgrund für die schwierige Lage der Branche nennt das Ministerium anhaltend hohe Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal sowie die allgemeine Inflation. „Gerade weil die Brauwirtschaft eng mit der Gastronomie verknüpft ist, wirkt sich die Konsumzurückhaltung in der Gastronomie auch negativ auf die Brauereien im Land aus“, heißt es in der Stellungnahme. Im Jahr 2023 erwirtschaftete die Branche mit rund 3.500 Beschäftigten einen Umsatz von 761 Millionen Euro. Schätzungen zufolge hängen indirekt 15.000 weitere Arbeitsplätze an der Brauwirtschaft.
Ein Wandel der Trinkgewohnheiten trägt zur Entwicklung bei. Zwar steigt die Nachfrage nach alkoholfreiem Bier, dessen Anteil am Gesamtmarkt aber unter zehn Prozent liegt. Dieser Zuwachs kann die Verluste bei alkoholhaltigen Bieren nicht ausgleichen. Der Konsumrückgang betrifft nicht nur Bier; auch Wein, Sekt und Spirituosen werden weniger nachgefragt. (1505/24.06.2025)