Der Balkan könnte zunehmend zur Krisenregion werden, warnt Investigativjournalist Xhabir Deralla. Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten verschlechtern sich und könnten sogar eskalieren.
Xhabir Deralla, diesjähriger Gewinner des “Solidarity Award” der deutschen Südosteuropa-Gesellschaft (SOG), hat vor wachsendem Nationalismus in der Balkanregion gewarnt. “Wir erleben derzeit, wie leicht es ist, Spannungen zwischen den Ethnien zu schüren, Gewalt anzustoßen und Sicherheitsprobleme heraufzubeschwören”, sagte der Investigativjournalist und Menschenrechtler am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Deralla verweist auf Serbien und Kosovo, die immer noch über die Hintergründe eines Terroranschlags vergangenen September im Nordkosovo streiten. Dabei waren ein Polizist und drei Angreifer getötet worden. Ähnliche Sorge gelte Bosnien-Herzegowina, das zwischen seinen beiden Teilrepubliken zu zerreißen droht. “In der Republika Serbien erzählten mir Bewohner, dass sie bereit seien, sich mit Waffen jederzeit abzuspalten.”
Auch in seiner Heimat Nordmazedonien sieht Deralla mit dem jüngsten Wahlsieg der rechtskonservativen früheren Opposition einen Negativtrend fortgesetzt. Die Beziehungen zu den Nachbarn Griechenland und Nordmazedonien hätten sich im ersten Regierungsmonat von Ministerpräsident Hristijan Mickoski verschlechtert. Der Medienfreiheit und der Justiz stehe ähnliches bevor.
Deralla wurde im Juli im Bundestag der SOG-“Solidarity Award” für Journalisten verliehen. Ans Aufgeben denkt der Gründer der Organisation CIVIL und Chefredakteur mehrerer Nachrichtenportale trotz widriger Umstände nicht: “Wir müssen der Demokratie helfen, ihre Wurzeln in den sozialen Gips des Landes zu schlagen. Sonst würde es auseinanderfallen.”