Ein eingestürztes Bahnhofsdach in der Stadt Novi Sad sorgt seit November für Massenproteste gegen die serbische Regierung. Der Tod eines weiteren Unfallopfers könnte die Stimmung weiter anheizen.
In Serbien hat der Einsturz des Bahnhofs-Vordachs in Novi Sad offenbar ein weiteres Todesopfer gefordert. Serbische Medien berichteten am Freitag von einem Schüler, der rund viereinhalb Monate nach dem Unglück seinen Verletzungen erlegen sei. Der Einsturz im vergangenen November, den Kritiker auf Korruption bei Renovierungsarbeiten zurückführen, löste die größte Protestwelle in der Geschichte des Landes aus.
Den Berichten nach starb der Jugendliche am Freitag in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Belgrad. Er wäre somit das 16. Todesopfer. Bilder in örtlichen Medien zeigten, wie Trauernde vor der Schule des 19-Jährigen in Novi Sad Blumen niederlegten und Kerzen anzündeten. Unterdessen verkündeten die Studenten, die seit Monaten gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic demonstrieren: “Unser tiefstes Beileid gilt seiner Familie, Freunden und allen, die ihn kannten.”
Am Mittwoch bestätigte Serbiens Parlament offiziell den Rücktritt von Ministerpräsident Milos Vucevic, den dieser infolge der Proteste bekanntgegeben hatte. Vier Tage zuvor war es in Belgrad erneut zu Massendemonstrationen gekommen. Kritiker unterstellen Vucic eine zunehmend autokratische Führung. Bei den Protesten am vergangenen Wochenende sollen die Behörden laut Studenten und Opposition mit einer Schallkanone gegen die Demonstranten vorgegangen sein; die Opposition sprach von Folter.