Der maltesische Kardinal Mario Grech gilt als eine Schlüsselfigur im Ringen um die Zukunft der Kirche. Kurz vor dem Tod von Franziskus kündigte der 68-Jährige in einem Brief an alle Bischöfe an, dass der Fahrplan der Weltsynode verlängert werde. Erst Ende 2028 soll eine Art Generalversammlung das Großprojekt zum Abschluss bringen.
Von 2005 bis 2020 leitete der promovierte Kirchenrechtler das winzige Bistum auf der nordmaltesischen Insel Gozo. Bereits dort zeigte er sich verschiedentlich als Mann nach dem Sinn von Franziskus. In der Migrationsdebatte verurteilte er Populismus und stellte sich hinter die deutschen Seenotretter von Sea-Watch.
Grech hat sich unter Franziskus vom Konservativen zu einem Mann der Offenheit gewandelt. Noch 2011 hatte er gegen die Einführung der zivilen Ehescheidung auf Malta gepoltert; doch schon 2015 verlangte er ein kirchliches Zugehen auf homosexuelle Paare. Die von Grech mitverfassten Leitlinien der maltesischen Kirche zur Kommunionzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen wurden 2017 in der Vatikan-Zeitung “Osservatore Romano” veröffentlicht – eine Art offizielles Gütesiegel.
2020 nahm Franziskus den Mann aus Malta ins Kardinalskollegium auf. Grech leitet das von der vatikanischen Kurie unabhängige Sekretariat der Weltsynode in Rom. Er führte die Neuerungen der “Debatten an Runden Tischen”, die Teilnahme von Frauen mit Rede- und Stimmrecht und weitere ein. Im Vatikan sitzt er in mehreren Schlüsselgremien, wie der Ökumene-Abteilung oder der Behörde für Bischofsernennungen.
Im Umgang mit seinen Landsleuten ist der Kardinal unkompliziert und zugewandt; in Roms Trattorien traf man ihn oft im weißen, offenen Hemd mit kurzen Ärmeln – während seine Tischnachbarn das strenge Kleriker-Schwarz mit steifem Kragen bevorzugten. Er versteht, seine Anliegen so zu formulieren, dass sich niemand vor den Kopf gestoßen fühlt. Kritiker bemängeln, dass dadurch seine eigenen Positionen wenig greifbar seien. In der Debatte um das deutsche Reformprojekt Synodaler Weg wurde Grech zu einem wichtigen Ansprechpartner für die deutschen Bischöfe.