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Mara-Cassens-Preis für Roman über eine Scheidungsfamilie

Schweigen statt Nähe: Der Debütroman “Hohle Räume” beschreibt das Zerbrechen einer bürgerlichen Kleinfamilie. Die Autorin Nora Schramm bekommt nun schon die zweite Auszeichnung für ihr Werk.

Die Schriftstellerin Nora Schramm erhält den mit 20.000 Euro dotierten Mara-Cassens-Preis für Debütromane. Sie wird für ihren im März erschienenen Roman “Hohle Räume” ausgezeichnet, wie das Literaturhaus Hamburg am Dienstag bekanntgab. Der Roman besteche durch seine meisterhafte Sprache, begründete die ehrenamtliche Leserinnen- und Leserjury ihre Entscheidung. “Jedes Wort, jeder Satz sitzt in diesem bemerkenswerten Debütroman.” Der Preis soll am 15. Januar in Hamburg überreicht werden.

In dem Roman kehrt die Ich-Erzählerin, die erfolgreiche Künstlerin Helene, in ihre Elternhaus zurück, weil sich ihre Mutter und ihr Vater nach 40 Ehejahren scheiden lassen. Schramm nimmt laut Jury die Figuren in ihrer Vielschichtigkeit in den Blick. Das Leben im Eigenheim zeige sich voller unnützer Haushaltsgegenstände und aufgeschobener Lebensentwürfe. “Einstudiertes Schweigen und Gerede verhindern wirkliche Nähe.” Scharf beobachtend entwerfe die Autorin Szenen einer bürgerlichen Kleinfamilie und seziere die finanziellen und zwischenmenschlichen Werte.

Schramm wurde den Angaben zufolge 1993 in der Südpfalz geboren. Sie studierte Fremdsprachen und Kulturwissenschaften in Gießen sowie Theorien und Praktiken professionellen Schreibens in Köln, wo sie lebt. “Hohle Räume” wurde vor dem Mara-Cassens-Preis bereits mit dem Kranichsteiner Literaturförderpreis ausgezeichnet.

Der Mara-Cassens-Preis wird seit 1970 verliehen und ist nach seiner 2015 gestorbenen Stifterin benannt. Die Jury setzt sich jedes Jahr neu aus 15 Mitgliedern des Literaturhaus-Vereins zusammen, die sich nicht beruflich mit Büchern beschäftigen. Der Preis ist laut Literaturhaus der höchstdotierte für einen deutschsprachigen Debütroman. Preisträger waren zuletzt Dana Vowinckel (2023), Annika Büsing (2022), Stefanie vor Schulte (2021) und Ronya Othmann (2020).