Bekannt wurde sie durch großformatige Stillleben und Tierporträts. Auch Maria und Jesus malte sie – aber ohne Schleier oder Heiligenschein. Nun bekam Karin Kneffel den Kunst- und Kulturpreis der Katholiken.
Die Malerin und Grafikerin Karin Kneffel (68) hat den mit 25.000 Euro dotierten Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken erhalten. Sie sei eine der herausragenden bildenden Künstlerinnen der Gegenwart, hieß es bei der Verleihung am Mittwochabend im Kölner Museum Kolumba. Der Preis wird von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) seit 1990 alle zwei bis vier Jahre vergeben. Zuletzt ging er 2021 an die brasilianische Tänzerin Lia Rodrigues (69).
Die Gegenwartskünste handelten “von Anfang und Ende, Schmerz und Erlösung, Hoffnung und Verzweiflung, dem Eigenen und dem Fremden. Darin fokussiert sich wie in einem Brennglas die Existenz des heutigen Menschen und seine Suche nach dem tieferen Sinn”, sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing bei der Verleihung. “Die Kirche kann und will das nicht übergehen.”
Kneffels Werk vermittelt nach den Worten von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp Glanz ohne oberflächlichen Schein. “Vielmehr kann die tiefe Schönheit Ihrer Kunst bei uns Betrachtenden das Bedürfnis wecken, das eigene Leben, unseren Glauben und unsere Beziehungen neu zu sehen.”
Kneffel dankte für die Ehrung. Damit beziehe die katholische Kirche die zeitgenössische Kunst in ihren Dialog ein. Das zeige große Offenheit und Vertrauen in die Kraft der Bilder.
Bekannt wurde Kneffel durch ihre großformatigen Stillleben, Feuerbilder, Tierporträts und Interieurs. In ihrer Begründung lobt die Jury die technische Perfektion der Malerin sowie die “unterschiedlich gebrochenen Betrachterperspektiven” ihrer überwiegend fotorealistischen Gemälde. Ihren Tierporträts verleihe Kneffel einen störenden Blick, “der die Menschen zu fragen scheint, wie es denn bestellt ist um die Welt als unser gemeinsames Haus”.
Zu Karin Kneffels jüngstem Gemäldezyklus “Face of a Woman, Head of a Child” sagt die Jury: “Kneffel greift darin die christliche Ikonografie von Maria mit dem Jesuskind auf und schert gleichzeitig aus. (…) Kein Schleier, kein Heiligenschein. Kneffel verleiht ihnen eine eigene Würde; Maria und Jesus erscheinen inkognito sehr präsent, sehr nahbar.”
Kneffel, 1957 in Marl geboren, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und in Paris Malerei. 1996 wurde sie mit dem renommierten Preis der Villa Massimo ausgezeichnet, der mit einem einjährigen Aufenthalt in Rom verbunden war. Ihre Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Kneffel lebt und arbeitet in Düsseldorf.