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Männer überschätzen Lebenserwartung, Frauen unterschätzen sie

Männer im mittleren Alter überschätzen ihre verbleibende Lebensdauer tendenziell – bei Frauen verhält es sich andersherum. In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen neigen Männer zu der Annahme, dass sie im Schnitt um 1,2 Jahre länger leben, als es die statistische Lebenserwartung vermuten lässt. „Frauen dieser Altersgruppe unterschätzen dagegen ihre eigene Lebensdauer durchschnittlich um 3,3 Jahre“, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch in Wiesbaden anlässlich der Veröffentlichung der Studie „Gender Gap bei selbst eingeschätzter Lebensdauer“ mitteilte.

„Dabei sind unsere Zahlen für die Frauen eher konservativ, da wir hinsichtlich der Sterblichkeitsentwicklung die pessimistische Szenarienannahme des Statistischen Bundesamtes verwendet haben“, sagte die Ökonomin und Studienautorin Anna Reuter. Im Vergleich zur optimistischen Annahme ergebe sich bei den 40- bis 49-jährigen Frauen sogar eine Unterschätzung von durchschnittlich fünf Jahren.

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern könnten laut BiB auf die Wahrnehmung von Risiken, etwa im Hinblick auf die eigene Gesundheit, zurückzuführen sein. Eine Lücke zwischen persönlicher Einschätzung und statistischer Lebenserwartung könne jedoch Folgen haben: „Forschungsergebnisse zeigen, dass Personen, die ihre verbleibende Lebenszeit unterschätzen, tendenziell weniger in die Altersvorsorge investieren“, sagte Andreas Mergenthaler, Mitautor der Studie.

Eine weitere Folge könne ein früher Renteneintritt mit hohen Abschlägen sein. „Das daraus folgende niedrige Rentenniveau kann dann zum Problem werden, wenn entgegen der Erwartung doch eine lange Zeit in Rente verlebt wird“, so das BiB. In diesem Fall könnten andere Rücklagen im höheren Alter schon aufgebraucht sein, wodurch das Armutsrisiko steige.

Für die Studie wurden laut BiB die Angaben zur persönlich eingeschätzten Lebensdauer aus dem Deutschen Alterssurvey (DEAS) mit der vom Statistischen Bundesamt ermittelten Lebenserwartung verglichen. Für den Zeitraum zwischen 2008 und 2020/2021 gebe es im DEAS knapp 26.000 gültige Angaben zur persönlich eingeschätzten Lebensdauer.