Nach der Machtübernahme von Teilen des Militärs in Madagaskar hat die katholische Kirche die internationale Gemeinschaft aufgerufen, auf die zivilen und militärischen Führungspersonen in dem Inselstaat einzuwirken. Ziel müsse sein, humanitäre Hilfe zu sichern, Gewalt zu vermeiden und die demokratische Verfassung des Staates zu wahren, erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Madagaskars, Bischof Marie Fabien Raharilamboniaina, nach Angaben des katholischen Hilfswerk missio Aachen vom Mittwoch.
Nach wochenlangen Protesten vor allem junger Leute gegen die Regierung wegen einer katastrophalen Versorgungslage hatten am Dienstag Militärs in Madagaskar die Macht übernommen. Oberst Michael Randrianirina von der Spezialeinheit Capsat erklärte vor dem Präsidentenpalast in der Hauptstadt Antananarivo die Verfassung für ausgesetzt. Wenige Stunden zuvor hatte Präsident Andry Rajoelina aus dem Ausland heraus das Parlament aufgelöst, einen Rücktritt lehnte er ab.
Bischof Raharilamboniaina würdigte das Militär, das sich auf die Seite der Demonstranten stelle und deren Versammlungs- und Meinungsfreiheit schütze. Die Menschen in dem bitterarmen Land fragten sich jedoch, ob weitere Machtkämpfe drohten und ob das Militär dauerhaft regieren wolle. „Die jungen Menschen in Madagaskar protestierten gegen Korruption und für eine bessere Zukunft und die Bewahrung der Demokratie“, erklärte Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen. Es brauche freie und faire Wahlen, damit alle Madagassen ihr Land mitgestalten könnten. „Die Europäische Union und Deutschland sollten diesen Prozess unterstützen“, forderte Bingener.
Auslöser für die Protestbewegung in dem Inselstaat vor der Küste Südostafrikas waren andauernde Strom- und Wasserausfälle. Die Bewegung wird von der sogenannten Generation Z, den unter 30-Jährigen, angeführt. Zusammen mit Gewerkschaften und anderen Gruppen gingen sie auch gegen Korruption und schlechte Regierungsführung auf die Straße und forderten den Rücktritt Rajoelinas. Die Sicherheitskräfte waren gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten mit Wasserwerfern, Gummigeschossen und scharfer Munition vorgegangen, es gab Tote und Verletzte.