Das LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn präsentiert ab 16. Mai in einer Sonderausstellung zum 1.250. Jubiläum Westfalens die „Geburtsurkunde“ der Region. Die französische Nationalbibliothek stellt eine Abschrift aus dem neunten Jahrhundert zur Verfügung, in der der Begriff Westfalen erstmals erwähnt wird, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Mittwoch mitteilte. Um diese wertvolle Handschrift auf Pergament zu schützen, dürfe sie jedoch nur für vier Monate und unter strengen konservatorischen Auflagen öffentlich gezeigt werden. Danach verschwinde sie wieder im Pariser Archiv.
Anlass des Jubiläumsjahres des Landschaftsverbandes ist die erste Nennung der „Westfalen“ als Stammesgruppe im Jahr 775 in den fränkischen Reichsannalen in der Zeit Karl des Großen (748-814). Die Jahrbücher wurden den Angaben zufolge zwischen 787 und 793 niedergeschrieben, gelten heute als verloren. Die in Lüttich hergestellte Handschrift aus dem neunten Jahrhundert ist eine der beiden ältesten noch existierenden Abschriften des Originals.
Die Paderborner Ausstellung „775 – Westfalen“ blickt bis 1. März 2026 anhand von kunsthistorischen, historischen und archäologischen Exponaten zurück auf die Gründung der Region. „Der Eintrag der Annalen zum Jahr 775 ist absolut bedeutend für die Geschichte Westfalens, denn hier werden die Menschen aus Westfalen, die ‘westfalaos’, zum ersten Mal erwähnt“, sagte Museumsleiter und Historiker Martin Kroker.
Ein besonderer Kunsttransport bringt die über 1.000 Jahre alte Handschrift, die derzeit in Paris professionell gereinigt wird, bis Mai in einer klimatisierten Box nach Paderborn. Dort wird sie während der Ausstellung in eine mit besonderen Licht-, Temperatur- und Feuchteverhältnissen vorbereitete Vitrine gelegt. „Bei der Präsentation solcher Manuskripte ist die hohe Empfindlichkeit des Pergaments gegenüber Feuchte- und Temperaturschwankungen zu beachten“, erklärte Birgit Geller, leitende Restauratorin vom LWL-Archivamt. Wenn die klimatischen Gegebenheiten nicht stabil seien, komme es zu einer Verformung der tierischen Haut. Für die Präsentation würden eigens Buchstützen angefertigt.
Da das kostbare Dokument nur für kurze Zeit ans Licht der Öffentlichkeit darf, wird es Mitte September durch eine Handschrift aus dem elften Jahrhundert ausgewechselt. Dabei handelt es sich um eine Leihgabe der österreichischen Nationalbibliothek, wie es hieß.