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Lübecker Behnhaus-Museum verbindet Architektur und Kunst

Das Lübecker Kunstmuseum Behnhaus wird am Wochenende nach gut dreijähriger Sanierung wiedereröffnet. „Durch moderne Museumstechnik ist das Behnhaus zu einem Gesamtkunstwerk aus Architektur und Sammlung geworden. Schöner geht es kaum“, sagte der Direktor der Lübecker Museen, Tilmann von Stockhausen, am Mittwoch bei einer Vorbesichtigung. Am Sonnabend ist ein Empfang für geladene Gäste geplant, am Sonntag startet das Behnhaus mit einem Aktionstag in den offiziellen Betrieb. Zwischen 10 und 18 Uhr erwarten Interessierte Führungen durch das Haus und Einblicke in die Restaurierung. Der Eintritt ist kostenlos.

In der kommenden Woche beginnt die Sanierung des zum Museumskomplex gehörenden, benachbarten Drägerhauses. Seine Eröffnung ist für Frühjahr 2027 geplant. Die Sanierung beider Häuser beläuft sich auf 14 Millionen Euro. Das Museum Behnhaus-Drägerhaus ist Bestandteil des Lübecker Kunstmuseums für Malerei des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne.

Museumsleiter Alexander Bastek erklärte die Grundidee der Generalüberholung beider Häuser: „Wir wollen das Museum für die Zukunft aufstellen, Architektur und Kunst noch enger miteinander verzahnen.“ Das Behnhaus wurde 1783 als Stadtpalais des Klassizismus errichtet und erst später als Museum genutzt.

So sind die ehemaligen Wohnräume noch gut erkennbar. Der neue Rundgang beginnt im ehemaligen Empfangszimmer mit Schautafeln zum Grundriss des Gebäudes. In der großzügigen Diele hängen erstmals die Highlights der Sammlung. „Bislang ging das aus sicherheitstechnischen Gründen nicht“, sagte Bastek.

Gegenüber der prächtigen Treppe, die ins Obergeschoss führt, hängt Edvard Munchs „Die Söhne des Dr. Max Linde“ von 1903. Es gilt als Hauptwerk, das Munch während seiner Aufenthalte in Lübeck zwischen 1902 und 1907 malte. Auch das Bild „Travemünde“ des norwegischen Expressionisten ist in der Diele zu sehen.

Im benachbarten Romantikkabinett versammeln sich Landschaftsbilder von Caspar David Friedrich, Carl Blechen und Carl Gustav Carus. Das ehemalige Schlafzimmer der Hausherrin im Obergeschoss thematisiert die Weiblichkeit im Wandel der Zeit. „Eine reiche Lübeckerin um 1800 war aufs Häusliche beschränkt, fühlte sich hier vermutlich wie in einem goldenen Käfig“, sagte Bastek. Auch die Künstlerinnen um 1900, deren Werke an den Wänden des einstigen Schlafzimmers hängen, mussten um ihre Freiheit noch kämpfen.

Das Overbeck-Zimmer ist um ein Highlight reicher geworden: Nahe dem „Selbstbildnis mit Bibel“ des Lübecker Künstlers Friedrich Overbeck (1798-1869) hängt seine „Flucht nach Ägypten“, das dem Museum in diesem Jahr geschenkt wurde und der Overbeck-Forschung bislang unbekannt war. „In den vergangenen 30 Jahren kamen nur drei seiner Bilder auf den Markt, von denen je eins noch im Pariser Louvre und im New Yorker Metropolitan Museum hängen – Overbeck ist international begehrt“, erklärte Bastek.

Besucherinnen und Besucher können ab jetzt auch einen Blick in den Keller werfen, in den ein neu eingebauter Aufzug führt. Dort sind noch Teile eines Luftschutzbunkers erkennbar, der vor dem Zweiten Weltkrieg eingebaut wurde. Der Kunsthistoriker Carl Georg Heise (1890-1979) hatte das Behnhaus 1921 als Museum eingerichtet und mit der Kunstsammlung begonnen. 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten 222 Werke als entartete Kunst, etwa von Ernst Barlach, Ernst Ludwig Kirchner und Paul Klee. Nur mühsam konnten einige von ihnen im Laufe der Zeit zurück erworben werden.

Im sanierten Behnhaus verweisen der „Blaue Salon“ und der Ecksalon auf dieses dunkle Kapitel der Sammlungsgeschichte. Durch einen Screen blickt man in eine Raumflucht und sieht dort die verlorenen Gemälde. Nur eines von fünf Werken hängt im Original an gehabter Stelle.