Ein Wallfahrtsort zieht Konsequenzen: In Lourdes werden die Mosaike des Ex-Jesuiten und Künstlers Marko Rupnik verhüllt. Der Bischof will damit Missbrauchsopfern den Besuch erleichtern. Und erklärt, warum gerade jetzt.
Missbrauchsopfer können ab sofort den Wallfahrtsort Lourdes besuchen, ohne mit den Werken des Künstlers und Ex-Jesuitenpaters Marko Rupnik (70) in Kontakt zu kommen: Seine Mosaike im französischen Pilgerort wurden abgedeckt. Rupnik wird von mindestens 20 Frauen beschuldigt, er habe sie verführt und sexuell ausgenutzt.
“Mir und meinen Mitarbeitern schien es, dass ein weiterer symbolischer Schritt unternommen werden sollte, um den Eintritt in die Basilika für all jene Menschen zu erleichtern, die heute nicht über die Schwelle treten können”, erklärte der Bischof von Tarbes und Lourdes, Jean-Marc Micas am Montag in einer Stellungnahme auf dem Onlineportal des Wallfahrtsortes.
Micas begründete den Zeitpunkt der Verhüllung der Mosaike mit dem bevorstehenden Start der Pilgersaison und dem Tag des Gebets für die Opfer sexualisierter Gewalt in der Kirche, der in Frankreich am Freitag begangen wurde: “Die beiden Seitentüren wurden an diesem Montag verhüllt, und die beiden großen Mitteltüren werden in einigen Tagen verhüllt sein, bevor die Pilgersaison in Lourdes beginnt.”
Im laufenden Heiligen Jahr hatte Micas den Wallfahrtsort Lourdes zu einem von zwei Orten der Diözese ernannt, “um das Jubiläumsjahr zu erleben und den vollkommenen Ablass zu erhalten”. Er ergänzte: “Das Passieren der Eingangstüren der Basilika sollte der Symbolik des Moments gerecht werden.”
Im Juli 2024 hatte Micas erklärt, in einem ersten Schritt werde man die Mosaike nicht mehr durch spezielle Beleuchtung bei der abendlichen Marienprozession hervorheben. Vorausgegangen war die Einsetzung einer Arbeitsgruppe im April 2023, die über den Fortbestand der Kunstwerke an der Fassade der Rosenkranzbasilika beraten sollte.
Der renommierte slowenische Künstler Rupnik war wegen diverser Vorwürfe sexueller Belästigung und geistlichen Missbrauchs in Verruf geraten. Der Jesuitenorden und der Vatikan haben ihn mit Strafmaßnahmen belegt. Im Juni 2023 schloss der Jesuitenorden Rupnik zudem “wegen fortwährenden Ungehorsams” aus, weil er Auflagen ignorierte. In Lourdes war Rupnik beauftragt worden, 2008 zum 150. Jahrestag der dortigen Marienerscheinungen Mosaike zum Thema Rosenkranz für die Fassade der Basilika anzufertigen.