Detmold – Zum Ende der Synode der Lippischen Landeskirche am Dienstag wurde die Debatte noch einmal lebhaft. Die Frage der Selbstständigkeit der drittkleinsten unter den deutschen evangelischen Landeskirchen berührt einen Nerv. Mit einem mehrheitlich gefassten Beschluss zum Papier „Kirche in Lippe – auf dem Weg nach 2030“ sah sich das Kirchenparlament dann auf einem guten Weg. Der Diskussionsprozess werde jetzt mit der Perspektive geführt, unter welchen Bedingungen die Landeskirche selbstständig bleiben kann, hieß es.
Um ein Funktionieren als kleine Landeskirche langfristig zu sichern, sollen weitere Kooperationen von Arbeitsbereichen geprüft werden. Auf der Frühjahrssynode 2016 soll über weitere Schritte des Prozesses informiert und beraten werden, erklärte Landessuperintendent Dietmar Arends.
Viele Synodale verwiesen auf die Vorteile einer kleinen Kirche: Die Wege sind kurz, die Gestaltungsmöglichkeiten groß. Und die Abstimmung mit der Kirchenleitung ist unkompliziert. Andere machten auf die Grenzen des Modells aufmerksam. So habe es eine kleinere Kirche mit ihren Anliegen, wie die Betreuung von Flüchtlingen, bei der Landespolitik und Sozialverbänden schwerer, Gehör zu finden.
Für Luft in der Haushaltsplanung sorgen die durch die gute Konjunktur sprudelnden Kirchensteuern. Wegen langfristig sinkender Zahlen an Gemeindemitgliedern und Kirchensteuermitteln müsse jedoch weiter sparsam gewirtschaftet werden, mahnte der Juristische Kirchenrat Arno Schilberg. Die Lippische Landeskirche wirtschaftet im kommenden Jahr mit rund 43 Millionen Euro. Damit liegt der Haushalt für das Jahr 2016 rund eine Million Euro über dem des laufenden Jahres. Aus Kirchensteuern werden im Jahr 2016 rund 32,5 Millionen Euro erwartet, eine Million mehr als in diesem Jahr. Rund 830000 Euro werden aus Rücklagen entnommen.
Die Einnahmen aus Kirchensteuern werden etwa zu je einem Drittel für die Landeskirche, die Kirchengemeinden und die Finanzierung der Pfarrstellen verwendet. In den landeskirchlichen Haushalt fließen außer den Kirchensteuern auch Einnahmen aus Grundstückspachten, Mieten und Zinsen. Zudem erhält die Lippische Landeskirche staatliche Zuschüsse für Pfarrer, die im Auftrag des Staates Religionsunterricht erteilen.
In der Lippischen Landeskirche können sich homosexuelle Partner künftig in einem öffentlichen Gottesdienst segnen lassen. Auch das beschloss die Synode. Mindestens einer der eingetragenen Lebenspartner muss demzufolge evangelisch sein. Die Kirchenleitung soll den Gemeinden entsprechendes liturgisches Material zur Verfügung stellen. Pfarrer oder Gemeinden haben das Recht, eine solche Segnung zu verweigern. In diesem Fall soll der Superintendent einen anderen Pfarrer beauftragen (Kommentar Seite 5).
Die geplante Fusion der Diakonischen Werke in Rheinland, Westfalen und Lippe ist näher gerückt. Mit der Zustimmung der lippischen Landessynode haben inzwischen zwei von drei Landeskirchen der Fusion zustimmt.
Im Juli hatten bereits die obersten Repräsentanten der beteiligten drei evangelischen Landeskirchen einen Vertrag zur Bildung des gemeinsamen Diakonischen Werks unterzeichnet. Den Fusionsvertrag muss nun noch die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland im Januar genehmigen. epd/UK
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Lippe soll leben
Mit einem Beschluss zur weiteren Selbstständigkeit und der Verabschiedung des Haushalts ist die Lippische Landessynode in Detmold zu Ende gegangen
