Die Hamburger Linksfraktion beklagt eine zu lange Verweildauer von Kindern in Kinderschutzhäusern und fordert in diesem Zusammenhang vom Senat die Beseitigung bestehenden Fachkräftemangels. Eine Anfrage an den Senat zu Hamburgs Kinderschutzhäusern (KSH) und Kinderschutzgruppen (KSG) zeige, dass dort „alarmierende Zustände“ herrschten, so seien Fachkräfte überlastet, viele Stellen blieben unbesetzt und es fehle an Folgeeinrichtungen und Pflegefamilien, in die Kinder weitervermittelt werden, teilte die Linksfraktion am Montag mit.
In KSH und KSG würden Kinder vom Säuglingsalter bis zu zwölf Jahren in Obhut genommen, wenn ihnen eine Kindeswohlgefährdung droht. Die Inobhutnahme sei eine vorläufige und möglichst kurz andauernde Maßnahme, während zeitnah eine weiterführende sichere Perspektive für das Kind entwickelt werden soll, informierte die Linksfraktion. Die Realität in den Hamburger Häusern sehe allerdings anders aus.
„Viel zu viele Kinder bleiben länger als ein halbes Jahr in diesen Einrichtungen. Manche mussten schon mehr als 2 1/2 Jahre in der Inobhutnahme verbringen“, kritisierte Sabine Boeddinghaus, familienpolitische Sprecherin der Bürgerschafts-Linksfraktion. Dabei gehe es um Kinder, die Gewalt und Vernachlässigung erlebt haben. „Sie brauchen möglichst schnell eine stabile Umgebung mit zuverlässigen Bindungen.“
Hamburg benötige dringend mehr pädagogische Einrichtungen und Pflegefamilien, die Kinder aus den Inobhutnahmen aufnehmen, forderte Boeddinghaus. Freie Träger, die bereits über solche Einrichtungen verfügen, müssten gezielt gefördert werden. Zugleich brauche es mehr Anreize für potenzielle Pflegefamilien. „Statt die wenigen Fachkräfte, die in dem Bereich noch arbeiten, durch unhaltbare Arbeitsbedingungen zu verheizen, sollte der Senat nachhaltige Lösungen für den Fachkräftemangel schaffen und für fachgerechte Arbeitsstandards sorgen“, erklärte Boeddinghaus.