Die Hamburger Linksfraktion sieht das Kindeswohl in Hamburgs Geflüchtetenunterkünften als „zum Teil massiv gefährdet“ an. Konzepte griffen nicht, die Bedürfnisse von geflüchteten Kindern fänden zu wenig Beachtung, krisitierte die Fraktion laut Mitteilung von Freitag. Aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Carola Ensslen gehe hervor, dass im zurückliegenden Jahr 467 Kinder länger als sechs Monate in der Erstaufnahme untergebracht worden seien. Im selben Jahr seien an den Erstaufnahmestandorten, die sich durch eine besonders beengte Unterbringung ohne Privatsphäre auszeichneten, 114 Fälle von Kindeswohlgefährdung registriert worden. Die Dunkelziffer dürfte nach Ansicht der Linksfraktion weit höher liegen.
Am Erstaufnahmestandort Schmiedekoppel werde mit Mitteln der Europäischen Union ein Modellprojekt namens „My Safe Space“ gefördert, das Freizeit- und Bewegungsangebote sowie Spiel- und Schutzräume für geflüchtete Kinder schaffen soll. Darüber hinaus werde psychosoziale Unterstützung angeboten, und es würden besonders schutzbedürftige Eltern und Kinder identifiziert. Ensslen, die fluchtpolitische Sprecherin der Linksfraktion ist, kritisierte, was in dem Modellprojekt in der Schmiedekoppel gemacht wird, „sollte eigentlich Mindeststandard überall in Hamburg sein“. Das Projekt finde derzeit jedoch „nur an einem einzigen Standort statt, nur für begrenzte Zeit – und wird nicht mal von der Stadt Hamburg finanziert“.
Zwar gebe es seit Ende vergangenen Jahres in den Folgeunterkünften des Hamburger Sozialunternehmens „Fördern & Wohnen“ ein neues Kinderschutzkonzept, „doch in den Unterkünften wird es viel zu wenig umgesetzt, für Erstaufnahmen gilt es gar nicht“, kritisierte Ensslen.