Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, hat sich gegen eine idyllische Verklärung der Weihnachtsgeschichte gewandt. „Die Geburt findet in einem Stall in bitterster Armut statt“, betonte er am Donnerstag in Dessau-Roßlau in seinem Weihnachtswort. Die Eltern müssten sich mit dem Kind auf die Flucht begeben. „Dem Kind droht die Ermordung. Nichts bleibt vom idyllischen Familienbild“, erklärte Liebig.
Der Kirchenpräsident der Landeskirche Anhalts erinnerte an den Ausspruch des Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot (1923-2011) „Früher war mehr Lametta“. Gemeint sei damit die Annahme, in der Vergangenheit sei das Weihnachtsfest friedlicher, harmonischer und silberglänzender gewesen. Vielfach sei das Fest von seinem christlichen Ursprung gelöst worden, fügte Liebig hinzu.
Der Theologe erinnerte auch an die Friedensbotschaft der Engel in der Weihnachtsgeschichte. „Seit 2000 Jahren warten wir auf die Einlösung dieser Zusage“, sagte Liebig. Hin und wieder scheine es, als käme man ihr näher. „Und dann ist alles wieder wie zuvor, unfriedlich und voller Gewalt“, beklagte Liebig.
Angesichts des Krieges im Nahen Osten sei es geradezu zynisch, vom Weihnachtsfrieden reden zu wollen. Dennoch rief er dazu auf, nicht zu verzweifeln und zu resignieren. „Dazu bedarf es der weihnachtlichen Zusage des Christfestes, Gott als Mensch an unserer Seite zu wissen“, betonte Liebig.