Predigttext (13. So nach Trinitatis):1. Johannes 4,7–127 Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. 8 Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe. 9 Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. 10 Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. 11 Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben. 12 Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen.
Von Matthias Orphal
Das ist mal eine Überraschung: In den vielen Briefen des Neuen Testaments geht es oft um die Beziehungen Gottes zu den Menschen. Dabei spielt die Gnade eine besondere Rolle. Im 1. Brief des Johannes geht es auch um das Zusammenleben der Christen, die sich schwer stritten, welche Schlussfolgerungen aus den Überlieferungen über Jesus zu ziehen seien. Wie es sich bei so wichtigen Fragen gehört, war dieser Streit heftig, und manche Beziehungen drohten in die Brüche zu gehen.„All you need is love“ – so klingt der alte Beatles-Song in mir, wenn ich die Zeilen aus dem Brief lese. Sein Autor erkennt richtig, dass Menschen, die sich streiten, nicht gerade für ihre Gemeinschaft werben, und schon gar nicht für die Ideen der Gottesherrschaft und der Nächstenliebe. Aber er geht viel grundsätzlicher vor, um die Gemeinde in eine andere Ordnung zu rufen. Er ruft ein Gottesbild auf, das sehr eigenartig anmutet: Gott nicht als allmächtiger, herrschender Weltenrichter, sondern als ein wirkendes Wesen in uns, durch uns, aus uns heraus – wenn wir das wollen und an einander geschehen lassen.
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