Werfen Sie doch mal kurz einen Blick aus dem Fenster. Na? Sonne? Regen? Im Moment, in dem ich diese Zeilen in die Tasten tippe, ist der Himmel grau, und der Regen prasselt aufs Dach. Das ist für diesen Sommer ungewöhnlich, und solange das himmlische Nass nur ein Intermezzo bleibt, soll uns das recht sein – Garten und Felder können es gut gebrauchen. Und ab morgen geht es dann hoffentlich weiter mit dem herrlichen Sonnenschein.
Das Wetter ist ja immer ein Thema. In unseren Breitengraden überwiegt dabei der Versuch, es sich schönzureden. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“, ist so ein Spruch. Oder man versucht es mit Humor: „Liquid sunshine“, ungefähr „Sonnenschein in flüssiger Form“, nennen die Menschen in Irland ihren Regen. Und nebenan in Schottland behaupten die Leute, der schottische Sommer sei der schönste der Welt – und ergänzen dann so etwas wie: „Letztes Jahr fand er an einem Dienstag statt.“
Wenn man etwas länger darüber nachdenkt, dann mag einem das Wetter als Sinnbild für das Leben erscheinen: Alles kommt aus Gottes Hand. Immer nur Sonnenschein – das wäre auch nicht gut. Freunde, die aus Kalifornien zu Besuch waren, begeisterte der Bielefelder Regen und das viele Grün in Wald und Feld. So etwas kennt man dort drüben nicht.
Aber es ist nicht nur die reine Abwechslung, die erfreut. Sondern eine viel tiefere Wahrheit: Erst, wenn es wieder mal regnet, wenn der Himmel sich mit Wolken verschließt; wenn es dunkel wird und Kälte, Flut und Hagel auf den Menschen niedergehen – erst dann weiß er auch wieder die Sonne richtig zu schätzen.