Neues Leben für ein altes Kloster: Nach dem Abschied der Trappisten führt die Diözese Linz das Stift Engelszell weiter. Mit Likör, Liturgie und Caritas soll der Ort an der Donau spirituell und wirtschaftlich aufblühen.
Die Übernahme des Stiftes Engelszell durch das Bistum Linz ist vertraglich besiegelt. Das teilte die Diözese am Dienstag auf ihrer Internetseite mit. Bereits 2023 war die letzte Trappistenabtei Österreichs im Stift Engelszell wegen Nachwuchsmangels aufgehoben worden. Seit August 2025 nimmt die Diözese Linz bereits die Geschäftsführung und Verwaltung des Klosterbesitzes wahr.
Im Sommer 2025 wurde die “Engelszeller Likör- und Brau GmbH” gegründet und vom regionalen Familienunternehmen Paminger aus St. Aegidi übernommen. Damit werden Gastronomie, Brauerei und die traditionsreiche Likörproduktion am Standort des Stiftes Engelszell weitergeführt. Der Klosterladen samt Pfortenverkauf sowie das Stiftscafé und die Gastronomie und deren Mitarbeiter sollen erhalten bleiben. Auch Führungen durch das Stift sollen angeboten werden.
Mit der Vertragsunterzeichnung am Dienstag übernimmt die Diözese Linz die volle Verantwortung für die Kirche und die Stiftsgebäude sowie für die dazugehörigen landwirtschaftlichen Bereiche. Die Übergabeverträge müssen noch von den staatlichen und römischen Behörden genehmigt werden.
Bischof Manfred Scheuer dankte den Trappisten für ihr Wirken in Engelszell und für ihre Präsenz in der Diözese Linz: “Durch ihr Gebet, die Pflege der Liturgie und der Kunstschätze sowie ihr wirtschaftliches Wirken haben die Trappisten nach dem Krieg wesentlich zur Belebung der Donautal-Region beigetragen.” Dass das Stift Engelszell auch künftig ein Ort der Nähe Gottes bleibe, sei für die Diözese Linz von großer Bedeutung. Die Stiftskirche solle Besucherinnen und Besuchern weiterhin offenstehen und ein lebendiger Ort des Glaubens sein. Ebenso wichtig sei der Diözese, dass Engelszell als Ort der gelebten Caritas und als pastorales Zentrum erhalten bleibe, betonte Scheuer.
Generalvikar Severin Lederhilger erklärte, die Caritas Oberösterreich nutze bereits seit längerer Zeit einen wesentlichen Teil des Stiftsareals für die Langzeitpflege von psychisch beeinträchtigten Menschen und für die Führung des Seniorenwohnhauses Sankt Bernhard: “Es besteht daher erhebliches diözesanes Interesse, dass diese Einrichtungen ohne Einschränkung gut weiterbestehen können.”
Die Diözese übernehme die Verantwortung für die Bewahrung der Stiftskirche und der historischen Klostergebäude in ihrer religiösen und kulturellen Identität. Die Gebäude sollten auch als pastoraler Ort für die neue Pfarre Engelszell-Peuerbach dienen. Dafür brauche es eine ökonomische Nutzung der Liegenschaften und Betriebe, die mit der diözesanen Wirtschaftstätigkeit gut vereinbar sei, betonte der Generalvikar. Eine Arbeitsgruppe werde nun ein Konzept für die zukünftige Nutzung des Stiftsgebäudes erarbeiten.
Die nur noch vier verbliebenen Trappistenmönche hatten vor zwei Jahren mitgeteilt, dass sie das Kloster am Donauufer von Engelhartszell wegen Nachwuchsmangels und Überalterung nach 100 Jahren verlassen müssen. Engelszell war das letzte Männerkloster der Trappisten im deutschsprachigen Raum. Weltweit gab es laut Ordensangaben zuletzt rund 100 Männer- und 75 Frauenklöster. Die Trappisten werden auch “Zisterzienser der strengen Observanz” genannt. Ihr Name geht auf das französische Kloster “La Trappe” zurück.