Schätzungen des Thüringer Lehrerverbands (tlv) zufolge fehlen zum Schuljahresstart am 1. August landesweit rund 2.000 Lehrerinnen und Lehrer in den staatlichen Schulen. Während der Regierungszeit der rot-rot-grünen Koalition im Freistaat habe sich der personelle Engpass deutlich verschärft, sagte der tlv-Landesvorsitzende Tim Reukauf am Dienstag in Erfurt. Seit 2014 seien 17.320 Schüler hinzugekommen. Die Zahl der Pädagogen habe sich um 263 Personen verringert.
Dramatisch sei auch die Situation inklusiv betreuter Schülerinnen und Schüler. Im Laufe der vergangenen elf Jahre seien 1.632 Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf hinzugekommen. Doch in Summe gebe es heute nur 18 Sonderpädagogen mehr als 2014 in den Schulen.
Als eine Fehlentwicklung bezeichnete Reukauf auch die häufige Einbeziehung von Hortnerinnen und Hortnern als Vertretungslehrer. Erlaubt sei in diesen Fällen nur die Übernahme von Aufsichtspflichten. Aus gutem Willen würden die Erzieherinnen und Erzieher oftmals aber dennoch unterrichten. Wegen des Verbots werde dieser Unterricht jedoch nicht gesondert vergütet.
Ein Mittel gegen den steigenden Lehrermangel sei die Einstellung von Quereinsteigern. In zwei von drei Schulen seien Seiteneinsteiger inzwischen im Einsatz. Laut Lehrerverband falle hierfür jedoch auch nach Einstellung ein hoher Qualifizierungsbedarf vor Ort an, der die Lehrerkollegien zusätzlich belaste.
In Thüringen unterrichten zum Schuljahresstart 17.046 Lehrkräfte insgesamt 228.541 Schülerinnen und Schüler. Über alle Schulformen hinweg gibt es derzeit 800 staatliche Schulen im Freistaat.