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“Lebenselixier” Schlaf – Experten bemängeln ungleiche Verteilung

8 Stunden und 37 Minuten schlafen die Menschen hierzulande durchschnittlich pro Nacht. Ältere und ärmere Menschen, Frauen und Schichtarbeiter bekommen jedoch deutlich weniger Ruhe. Schon einfache Mittel können helfen.

Die Arbeit, die familiäre Situation, aber auch gesellschaftliche Zwänge wirken sich auf die Schlafqualität aus: Daher haben nicht alle dieselben Voraussetzungen für dieses “Lebenselixier”, sagt Schlafforscher Hans-Günter Weeß. Zugleich sei aus der Sehnsucht nach erholsamem Schlaf ein Geschäft geworden, kritisierte der Experte am Dienstag. Er äußerte sich zum Aktionstag für guten Schlaf, der am Freitag stattfindet.

Wer einen höheren Bildungsgrad besitzt oder mehr Geld verdient, hat laut Weeß ein geringeres Risiko für Schlafstörungen. Eher schlecht schlafen demnach auch verwitwete, geschiedene und alleinstehende Menschen, ebenso Schichtarbeitende und Personen, die in Ballungsräumen leben, wo Lärm, Luft- und Lichtverschmutzung tendenziell größer sind.

Laut Statistischem Bundesamt zählen auch Paare mit Kindern zu den Bevölkerungsgruppen, die am wenigsten schlafen – nämlich 19 Minuten weniger als Paare ohne Kinder im Haushalt. Über alle Alters- und Bevölkerungsgruppen hinweg schlafen die Menschen ab zehn Jahren hierzulande im Schnitt 8 Stunden und 37 Minuten pro Tag. Die Daten beruhen auf der Zeitverwendungserhebung (ZVE) für 2022.

Bei der Erhebung zeigte sich zudem, dass Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren am längsten schlafen – im Schnitt 9 Stunden und 42 Minuten. 18- bis 29-Jährige schliefen bereits rund eine Stunde weniger pro Tag, nämlich 8 Stunden und 47 Minuten. Bei Personen im Alter von 30 bis 44 Jahren sowie von 45 bis 64 Jahren lag die Schlafdauer mit jeweils 8 Stunden und 20 Minuten wiederum fast eine halbe Stunde niedriger. Menschen ab 65 Jahren schliefen hingegen wieder länger. Ihre durchschnittliche Schlafdauer war mit 8 Stunden und 46 Minuten ähnlich hoch wie bei den 18- bis 29-Jährigen.

Allerdings wird Schlaf im Alter oft oberflächlicher, so die Neurologin Anna Heidbreder. Hilfreich könne es ein, auch nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben eine Tagesstruktur zu erhalten. Zudem spielten vermeintliche Kleinigkeiten wie Helligkeit und Dunkelheit zum richtigen Zeitpunkt eine entscheidende Rolle.

Die Schlafmedizinerin Dora Triche wies auf Phasen im Leben von Frauen hin, die massiven Einfluss auf deren Schlaf haben könnten: Dies betreffe insbesondere Schwangerschaften und die Menopause, aber auch den monatlichen Zyklus. Frauen seien zwei- bis dreimal häufiger von Ein- und Durchschlafstörungen betroffen als Männer. “Durch bestimmte Lebensphasen müssen wir einfach durch”, sagte Triche. Eine wichtige Unterstützung sei es jedoch häufig schon, darüber informiert zu sein. Auch appellierte sie an Väter und werdende Väter, Schwangere beziehungsweise stillende Mütter zu entlasten.

Der Vorstandsreferent der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, Dieter Riemann, bezeichnete Schlaf als “genauso wichtig wie andere Menschenrechte”. In den vergangenen Jahren hätten Studien und steigende Behandlungszahlen jedoch gezeigt, dass es um den Schlaf nicht gut bestellt sei.