Er hat ein Leben voller Protest gelebt – und bereitet sich nach eigenen Worten schon lange auf das Sterben vor. Der Alt-Achtundsechziger Rainer Langhans spricht über seine Spiritualität.
Rainer Langhans (84), bekannter Alt-Achtundsechziger, spricht nach eigenen Worten gern über das Sterben. “Die meisten verstehen das nicht”, sagte er im Interview der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Freitag). “Sie denken, wenn einer stirbt, dann muss er auf dem letzten Loch pfeifen.” Er selbst übe das Sterben jedoch “seit Jahrzehnten” und lebe daher “immer mehr auf” – trotz einer Krebsdiagnose vor fünf Jahren.
Es könne durchaus sein, dass er noch Jahre lebe, sagte der Autor, der sich gegen eine Chemotherapie entschieden hat. Er wolle so sterben, wie er gelebt habe – “in irgendeinem Zusammenhang mit meinen drei Frauen” und ohne Schmerzen: “Wenn du den Tod lieben lernst, wird der natürlich zurücklieben.” Seine Erkrankung betrachte er insofern als “weiteres Instrument, um im Sterbenüben größere Meisterschaft zu erlangen”.
Die meisten Philosophen drückten sich um das Thema Sterben herum, fügte Langhans hinzu. “Wenn die sich wirklich damit beschäftigen würden, dann würden sie nicht mehr so viel denken. Denn im Tod geht es um das Jenseits des Denkens. Nur weiß das im Westen kaum einer. Ich selbst habe es durch die Spiritualität sehr konkret erfahren und lebe danach.”
Spirituell betrachtet wäre es für ihn “das Allerletzte”, einen Suizid in Erwägung zu ziehen. “Man könnte natürlich sagen, du willst doch raus aus deinem Körper, dann stirb doch endlich, bring dich um”, so der Aktivist. Aber: “Ich habe mir das Leben nicht gegeben, also kann ich es mir auch nicht nehmen.”
Langhans, 1940 in Oschersleben (Sachsen-Anhalt) geboren, flüchtete mit seinen Eltern 1953 in den Westen. 1967 zog er in die politisch motivierte WG “Kommune I” in West-Berlin und engagierte sich in der Studentenbewegung. Wegen spiritueller Deutungen des Nationalsozialismus geriet Langhans später wiederholt in die Kritik.