Wie die Evangelische Landeskirche in Baden trotz geringer finanzieller Mittel zukunftsfähig bleibt, war Thema der Landessynode in Bad Herrenalb (Kreis Calw). Ziel sei es, bis zum Jahr 2032 einen ausgeglichenen landeskirchlichen Haushalt zu haben, sagte Helmut Wießner, Vorsitzender des Finanzausschusses, am Donnerstag in Bad Herrenalb. Dazu müssten Einsparungen in Höhe von mindestens 50 Millionen Euro vorgenommen werden. Davon seien bei der Frühjahrstagung der Landessynode, die am Donnerstag endete, Einsparmaßnahmen von knapp 38 Millionen Euro beschlossen worden. Über weitere Einsparungen von zwölf Millionen Euro will die Synode im Herbst beraten.
„Intensiv wurde darum gerungen, unsere Kirche zukunftsfähig aufzustellen“, sagte Synodalpräsident Axel Wermke. „Schon im Vorfeld der Tagung war uns allen klar, dass wir hier wichtige Entscheidungen zu treffen haben, um die Lücke in den notwendigen Sparmaßnahmen zu schließen. Im Herbst werden wir letztlich wissen, ob es uns gelingt.“
Bei der Tagung wurden auch die ehemalige Oberkirchenrätin Uta Henke verabschiedet, ebenso in Abwesenheit die ehemalige Oberkirchenrätin Cornelia Weber und der ehemalige Oberkirchenrat Urs Keller. Beschlossen haben die Delegierten auf dieser Frühjahrstagung zudem, die Zahl der gewählten Landessynodalen von bisher 59 auf 55 zu reduzieren. Dazu kommen wie bisher elf berufene Mitglieder sowie vier Jugendvertreter. Beschlossen wurde auch die Fusion der Kirchenbezirke Adelsheim- Boxberg, Mosbach und Wertheim zum Evangelischen Kirchenbezirk Odenwald-Tauber.
Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Landeskirche in Baden geht voran. An diesem Freitag komme die Unabhängige Aufarbeitungskommission Südwest (URAK) zur ihrer konstituierenden Sitzung zusammen, um die Fälle in der badischen und pfälzischen Landeskirche unabhängig und transparent aufzuarbeiten, sagte die badische Landesbischöfin Heike Springhart. Durch die Berichterstattung meldeten sich immer mehr Menschen, die sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit erfahren hätten. Sie spürten, dass sie jetzt Gehör bekämen. Darunter seien auch aktuelle Fälle.
Aktuelle Zahlen nannte sie nicht. Bis Ende 2024 hatten sich 190 Betroffene bei der Landeskirche und der Diakonie Baden gemeldet. „Das Dunkelfeld ist sehr viel höher“, erklärte Springhart. Es sei eine Illusion zu denken, dass das Thema der sexualisierten Gewalt irgendwann erledigt sein werde.
In ihrem Bericht vor der Synode hatte sich die Bischöfin bereits Montag zum Stand der Aufarbeitung geäußert. „Wir haben noch viel vor uns, um zu einem betroffenengerechten und sensiblen Umgang mit sexualisierter Gewalt zu kommen.“ Es bleibe eine Herausforderung, dabei genau hinzusehen und entsprechend zu handeln.
Kirche sei immer politisch, erklärte die Bischöfin. Christlicher Glaube ziele auf die Gestaltung der Welt und der Zivilgesellschaft. Das klare und mahnende Eintreten für bestimmte Positionen habe gute theologische Gründe in dem Gedanken vom „Wächteramt der Kirche“ und vom prophetischen Amt der Kirche. Als Beispiel nannte Springhart den Umgang mit Geflüchteten. Hier müssten die Kirchen zur Versachlichung der Debatten beitragen. „Jede und jeder hat eine unverlierbare Würde“, betonte sie. Daran müsse sich Politik und demokratisches Miteinander messen lassen.
Weder die Wirksamkeit noch die Relevanz der Kirche hänge an den Mitgliedszahlen, betonte Springhart. Entscheidend sei, dass „wir Kirche für andere und mit anderen sind, nicht für uns selbst.“
Das Kirchenparlament, die Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden, ist eines von vier kirchenleitenden Gremien neben der Landesbischöfin, dem Landeskirchenrat und dem Oberkirchenrat. Die Synode vertritt fast eine Million Protestanten in Baden. (0838/10.04.2025)