Bei einem Gedenkakt vor der Münchner Hauptsynagoge haben Vertreter von Politik und Kirchen am Donnerstag die Heimkehr der überlebenden Hamas-Geiseln gefeiert und der Ermordeten gedacht. Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) würdigte das Durchhaltevermögen und den Kampf der Geiselangehörigen. Sie sei sich sicher, dass die Verschleppten während ihres zweijährigen Martyriums „ihre Liebe und ihre Kraft gespürt“ hätten, sagte Aigner laut Redemanuskript. Auch der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp sprach am Jakobsplatz.
Sie selbst habe in ihren Begegnungen seit dem 7. Oktober 2023 „ein ganzes Volk, das nicht aufgegeben hat“, erlebt, betonte Aigner. Das Glück über die Heimkehr der Überlebenden sei „unermesslich groß“. Zugleich erinnerte die Landtagspräsidentin an „die ermordeten Geiseln, die gefallenen Soldaten“ und die Hinterbliebenen der 1.200 Opfer des Hamas-Massakers: „Auch sie sind ein Teil von uns – und wir trauern mit Ihnen.“ Man dürfe außerdem „die vielen unschuldigen toten Kinder und leidenden Zivilisten“ im Gazastreifen nicht vergessen: „Wir trauern und wir denken auch an sie“, sagte Aigner.
Für den Antisemitismusbeauftragten der bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, ist die Unterzeichnung des Waffenstillstands sowie die Heimkehr der lebenden israelischen Geiseln „ein Hoffnungsschimmer für das Heilige Land“. Er hoffe, dass auch die toten Geiseln bald in ihre Heimat überführt werden könnten. Die „Fratze des Terrorismus der Hamas“ müsse dauerhaft gebannt werden, sagte er in einem Vorab-Statement. Zugleich müsse die deutsche Gesellschaft alles dafür tun, damit „die Verfolgung sowie der Hass und die Hetze“ gegen jüdische Menschen ende.
Landesbischof Kopp sagte laut Redemanuskript, mit der Freilassung der letzten lebenden Geiseln habe eines der schrecklichsten und traumatischsten Terrorattentate und Verbrechen in der Geschichte Israels ein Ende gefunden. „Wir haben getrauert, wir haben geweint, wir haben gebetet“ in „größtmöglicher Solidarität mit unseren jüdischen Geschwistern“, sagte Kopp. „Wir träumen von sicheren Orten“, erläuterte er, von einem Ende des Antisemititsmus, der Muslimfeindlichkeit, der Menschenfeindlichkeit: „Wir träumen vom Ende von jedem Hass auf andere.“
Die „unerschütterliche Solidarität“ mit der jüdischen Gemeinschaft betonte Dompfarrer Klaus Peter Franzl laut Manuskript, „damals am 7. Oktober, heute und an jedem Tag“. Zur Dankbarkeit für die Überlebenden gehöre die Trauer um alle unschuldigen Opfer des Hamas-Massakers und der daraus folgenden Kämpfe. Der gemeinsame Gedenkakt sei nun ein Zeichen von Hoffnung und ein „leiser, aber kraftvoller Ruf nach Menschlichkeit, nach Versöhnung, nach Frieden“. Franzl rief zum Gebet auf „für einen stabilen und gerechten Frieden für Israel und für die ganze Region“.
Die stellvertretende Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Silvia Berladski-Baruch, verwies bei der Gedenkveranstaltung auf den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump. Demzufolge müsse der Gazastreifen nun entmilitarisiert und die Hamas entwaffnet werden, „damit die Sicherheit Israels und der Region nicht mehr bedroht wird“. Die Diplomatin appellierte an die internationale Gemeinschaft, die nun sicherstellen müsse, „dass Hamas ihre Verpflichtung zur Niederlegung der Waffen erfüllt und dass Gaza entmilitarisiert und deradikalisert wird“.
In der öffentlichen Gedenk- und Dankzeremonie auf dem Jakobsplatz hat die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) München am Donnerstagabend die Israel-Fahnen vor dem Portal der Hauptsynagoge eingeholt, die dort seit dem Hamas-Attentat vom 7. Oktober 2023 geweht hatten. Nach der Rückkehr der letzten überlebenden Geiseln könnten nun „die tiefen Wunden somit zu verheilen beginnen“, hieß es in einer Mitteilung der Kultusgemeinde. Man danke für „alle glücklich Heimgekehrten“ und gedenke der von der Hamas getöteten Geiseln.
Am 7. Oktober 2023 hatten Hamas-Terroristen Israel überfallen, mehr als 1.200 Menschen ermordet und rund 250 Geiseln entführt. Am 13. Oktober waren die letzten 20 noch lebenden Geiseln nach Unterzeichnung des jüngsten Waffenstillstands nach Israel zurückgekehrt. (3225/16.10.2025)