Artikel teilen:

Landesbischof: Bildungscampus wäre heute nicht mehr zu verantworten

Die Entscheidung für den Evangelischen Campus Nürnberg (ECN) könnte die evangelische Landeskirche in heutiger Zeit nicht mehr verantworten, hat der evangelische Landesbischof Christian Kopp am Montagabend im Nürnberger Presseclub eingeräumt. Der evangelische Bildungscampus, an dem drei Hochschulen und mehrere evangelische Einrichtungen zusammengezogen werden sollen, war im Jahr 2017 als Renditeobjekt der Landeskirche für 49 Millionen Euro gekauft worden. Damals sei das „ein kluger Schachzug“ gewesen, sagte der Landesbischof.

Auf 25.000 Quadratmetern sollen an dem Standort der früheren Oberpostdirektion um die 20 kirchliche Einrichtungen einziehen, darunter die Evangelische Hochschule sowie externe Mieter. Für das Großprojekt rechnet die Landeskirche insgesamt mit Kosten von über 220 Millionen. Seit 2021 wird der ehemalige Betonriegel zu einem modernen Zentrum umgestaltet. Im Jahr 2026 soll es bezogen werden.

Die Immobilie in der Nähe des Rathenauplatzes sei ein „hässlicher Ort“ gewesen, sagte Kopp, der früher Dekan in Nürnberg war. Nun werde sie in die Stadt hinein geöffnet und städtebaulich interessant. Die Verlegung der bisherigen Hochschulen und vieler kirchlicher Einrichtungen dorthin werde „enorme Einsparungen“ bringen. Die innerkirchlichen Diskussionen zu dem Vorhaben sei aber weiterhin „eine Herausforderung“, so Kopp.

In der Kirche müssten alle verstehen, „dass wir weniger werden und weniger Menschen heißt, weniger Ressourcen, Finanzen und weniger Personal“, sagte Kopp im Presseclub. „Wir sind groß darin, etwas Neues anzufangen“, es gehe aber auch darum, „einmal etwas wegzulassen“, forderte er die Haupt- und Ehrenamtlichen auf. So könnten Freiräume geschaffen werden, „um mit den Menschen in Kontakt zu kommen“.

Der evangelischen Landeskirche in Bayern gehören 2,02 Millionen Menschen an. Insgesamt schrumpfte die Landeskirche im vergangenen Jahr nach Austritten, Todesfällen und Wegzügen um über 58.000 Personen. Mehr als 36.000 Beschäftigte arbeiten den Angaben nach im kirchlichen Dienst, mehr als 119.000 engagieren sich ehrenamtlich. (1440/29.04.2025)