In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 24. April, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
Eine Elfjährige freundet sich mit einem neuen Mitschüler an, der das Down-Syndrom hat. Sie hält die Freundschaft jedoch geheim, weil sie befürchtet, wie er verspottet zu werden. Als sie sich dem Druck einer Mitschülerin beugt und sich an deren gehässigem Blog über den Jungen beteiligt, wendet dieser sich tief verletzt von ihr ab. Betroffen versucht das Mädchen, ihre Tat wiedergutzumachen. Das kindgerechte Coming-of-Age-Drama schildert stilsicher und facettenreich, wie schwer die Folgen von Mobbing über Soziale Medien gerade für Kinder mit Handicap sein können. Der einfühlsame Film vermeidet einfache Moralpredigten und wirbt eindringlich für Rücksichtnahme, Respekt und das Zeigen von Rückgrat. – Sehenswert ab 8.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623872/lars-ist-lol
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Im bayerischen Pischelsdorf richten Dorfbewohner ihr seit 40 Jahren leerstehendes Gasthaus wieder her und füllen damit die leerstehende soziale Mitte des Ortes mit neuem Leben. Der Dokumentarfilm denkt anhand einer lokalen Geschichte über die Kulturgeschichte des Wirtshauses und dessen Bedeutung für die kollektive Seele nach. Beispielhaft zeigt der Film auf, wie die gemeinsame Wiederbelebung einer brachliegenden Ortsmitte zu neuem Gemeinschaftssinn führt. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624123/fanni-oder-wie-rettet-man-ein-wirtshaus
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Ein schwuler Maler, dem in Frankfurt eine Ausstellung gewidmet ist, reist mit einem jungen Flüchtling aus Marokko an, den er für ein paar Tage bei einer Bekannten aus früheren Zeiten unterbringen will. Die ist inzwischen eine rechtsgerichtete Politikerin und soll dem Gast ein Visum besorgen. Bis auf ihre Assistentin darf niemand von der illegalen Beherbergung wissen. Doch die Geheimnistuerei entwickelt bei jeder Figur eine andere Dynamik und gerät nach einem Attentat, für das Araber verantwortlich gemacht werden, schnell außer Kontrolle. Ein raffinierter Thriller, der die unterschiedlichen Perspektiven der Figuren für ein komplexes Drama um Migration, Abhängigkeit und mangelnde Chancengleichheit nutzt. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623018/klandestin
Doku-Drama über den katholischen Priester Korbinian Aigner (1885-1966), der schon früh vor den Nationalsozialisten warnte und 1939 ins KZ Dachau deportiert wurde, wo er als Zwangsarbeiter im sogenannten “Kräutergarten” überlebte. Der als “Apfelpfarrer” titulierte Geistliche, der von Kindesbeinen an ein großes Interesse für den Obstbau entwickelte, zog auch in der Gefangenschaft Sämlinge heran; der “Korbiniansapfel” ist nach ihm benannt. Der Film zeichnet Aigners bewegenden Lebensweg nach und entwickelt in der Schilderung der Vorgänge im KZ Dachau hohe Qualität. Ästhetisch und dramaturgisch gerät die Kombination aus Zeitzeugenberichten, dokumentarischem Material und Animation bisweilen aber etwas einfach. – Ab 12.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624519/ein-stummer-hund-will-ich-nicht-sein
Das Leben einer Teenagerin, die zu den vielversprechendsten Schülerinnen einer Tennisakademie zählt, gerät nach dem Suizid einer Mitschülerin aus den Fugen. Doch während ihr Umfeld den Fall des allzu fordernd auftretenden Trainers aufzuarbeiten versucht, verweigert sich das Mädchen beharrlich, sich mit der eigenen Ausbeutung auseinanderzusetzen. Der formal strenge Film umkreist den Fall nur mit Andeutungen und lenkt den Blick auf entfesselten Ehrgeiz und stille Komplizenschaft. Ein handwerklich souverän inszenierter Film mit einigen Momenten leiser Intensität, der erzählerisch jedoch ein wenig vorhersehbar gerät und sich zu sehr auf sein nicht durchweg tragfähiges Konzept einer beharrlich schweigenden Protagonistin verlässt. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624449/julie-bleibt-still
2013 pilgerte der australische Regisseur Bill Bennett auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela und hielt seine Erlebnisse in einem Buch fest. Auf dessen Basis drehte er einen Spielfilm, in dem er sich selbst von einem Schauspieler darstellen lässt, während die Menschen, denen er auf dem 780 Kilometer langen Pilgerweg begegnet, zumeist von Laien verkörpert werden. Das verleiht der eigenwilligen Inszenierung eine hohe Authentizität, zumal sie dank einer Kapiteleinteilung mit kleinen Episoden reichlich dokumentarisches Flair ausstrahlt. Die persönliche Reisechronik wird so zu einer reizvollen filmischen Melange, die mit einer guten Portion Selbstironie und viel lakonischem Humor aufwartet. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624451/mein-weg-780-km-zu-mir
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Ein autistisches Mathematik-Genie (Ben Affleck), das zudem über große Nahkampf-Fähigkeiten verfügt, geht gemeinsam mit seinem entfremdeten Bruder daran, einen Mädchenhändlerring auszuheben. Während sie auf skrupellose Gegner stoßen, kommen sich die beiden gefühlsarmen Männer mit soziopathischen Zügen einander allmählich näher. Ein in seiner Abfolge recht brutaler Actionszenen comichafter Film, der sich zugleich aber an einer Art Charakterstudie versucht und die Hauptfiguren mit der für sie ungewohnten Rührung herausfordert. Eine ungewohnte Mischung, die dank der ironischen Haltung des Films zu den übermenschlichen Fähigkeiten der Figuren recht gut aufgeht. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624405/the-accountant-2
1976 beginnt ein britischer Lehrer seine Arbeit an einem Jungeninternat in Buenos Aires, kurz vor dem Militärputsch. Bei einem Kurzurlaub in Uruguay rettet der mürrische Mann einem ölverschmierten Pinguin das Leben und wird ihn fortan nicht mehr los. Zurück in Buenos Aires, nutzt er das putzige Tier, um die Aufmerksamkeit seiner desinteressierten und aufmüpfigen Schüler zu erregen. Doch als die Schergen der Militärdiktatur in unmittelbarer Nähe aktiv werden, muss er endlich Stellung beziehen. Zu Beginn unterhaltsame und witzige Komödie über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die die Hauptfigur zu einem besseren Menschen macht. Darüber drängt die filmische Erzählung allerdings die Grausamkeit des Militärregimes zu sehr in den Hintergrund. – Ab 12.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624445/der-pinguin-meines-lebens
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Ein exzentrischer Popmusiker meldet sich nach Jahrzehnten in der Versenkung mit einem neuen Album zurück. Dazu lädt er eine ausgewählte Gruppe einflussreicher Journalisten auf sein abgelegenes Anwesen, das für die Gäste unerwartete Überraschungen bereithält. Ein Thriller über mediale Macht und das Musikgeschäft, in dem viele Themen über Kunst, Kritik, Journalismus und Fandom angeschnitten, aber nicht sonderlich vertieft werden. Während die visuelle Gestaltung und die Thriller- und Horrorelemente durchaus für sich einnehmen, enttäuscht der überraschend uninspirierte Umgang mit der transformativen Wirkung von Musik. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624452/opus
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Der schwedische Regisseur Filip Hammar möchte die Lebensgeister seines alten Vaters wiedererwecken. Deshalb unternimmt er mit ihm noch einmal die Ferienreise an die französische Riviera, die ihre Familie einst jährlich machte, und gestaltet den Aufenthalt genauso wie früher. Die Reaktionen des Vaters reichen dabei von Amüsement bis zu emotionaler Überforderung. Der Dokumentarfilm bewegt sich nah am Reality-TV, indem er keine Distanz kennt und die Rührung des Vaters penetrant anstachelt. So hält der Film weniger ein Zeugnis familiärer Liebe fest als die Selbstdarstellung eines Sohnes auf Kosten seines Vaters. – Ab 12.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624448/eine-letzte-reise
Eine Familie sucht in Schweden Schutz und bittet um Asyl. Als ihr Antrag abgelehnt wird, fallen die beiden Töchter in ein mysteriöses Koma, das als “Child Resignation Syndrom” bekannt ist. Die jüngere Tochter kommt in eine Spezialklinik. Auch die Eltern sollen sich einem rigiden Verhaltenskodex unterwerfen und nur positive Gefühle zeigen. Das kann auf Dauer nur schiefgehen. Tatsächlich deutet sich eine Lösung erst an, als es den Eltern gelingt, ihr Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen.
Die Dokumentation beleuchtet das Leben und die musikalische Karriere der legendären kapverdischen Sängerin Cesaria Evora. Mit bisher unveröffentlichtem Filmmaterial und Einblicken in das Leben der Musikerin verfolgt der Film ihren Kampf und Erfolg.
Drama um zwei Teenager, die ihrer drögen Heimatstadt entkommen wollen und ihre Körper in einer Modelschule bis an ihre Grenzen treiben.
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung