In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 13. Juni, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
Ein Tagebauarbeiter sieht sich nach vierzig Berufsjahren aller Gewissheiten beraubt, da die Kohleförderung eingestellt und die riesige Grube zum Stausee umgestaltet werden soll. Zudem beteiligt sich seine eigene Tochter an Sabotage-Aktionen. Verzweifelt begehrt er gegen die Herabsetzung seiner Lebensleistung auf. Ein sorgfältig entfaltetes Milieudrama mit einer Hauptfigur, deren Verhalten oft vor den Kopf stößt, deren Starrsinn aber auch eine tragische Komponente besitzt. Die sachliche Inszenierung meidet alles Sentimentale und malt realistisch das unausweichliche Verschwinden einer Welt aus. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621018/fossil
In einer brasilianischen Küstenstadt macht eine aus Taiwan stammende Urlauberin in einem der chinesischen Billigimportläden die Bekanntschaft eines Regenschirmverkäufers. Eine Kiste mit Postkarten, auf denen eine Frau aus ihrem Leben als Arbeitsnomadin erzählt, führt sie in eine andere Geschichte, in der der Verkäufer zunächst verschwindet, um dann unerwartet doch wiederaufzutauchen. Mit losen Erzählfäden und viel Sinn für absurde Komik zeichnet der Film das Porträt von Reisenden und Arbeitsnomaden in einer chinesischen Community. Vor dem Hintergrund von Fremdheitserfahrungen und Missverständnissen sucht er nach verbindenden Elementen in einer von ständigen Ortswechseln bestimmten Welt. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622442/sleep-with-your-eyes-open
Der iranische Journalist Roohollah Zam (1978-2020) wuchs als Sohn eines hochrangigen Mullahs innerhalb der schiitischen Elite auf, kehrte seiner Heimat aber den Rücken und gründete mit AmadNews eine oppositionelle Plattform, die Korruption, Doppelmoral und die Verbrechen des iranischen Regimes öffentlich machte. 2019 wurde Zam im Irak in eine Falle gelockt, von den Revolutionsgarden entführt und ein Jahr später in Teheran hingerichtet. Der Dokumentarfilm verbindet Interviews, teilnehmende Beobachtungen und reportagehafte Elemente zu einem tragisch-spannenden Porträt, das durch Entführung und Hinrichtung fast thrillerhafte Qualitäten annimmt. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622732/der-sohn-des-mullahs
Die Frau eines bekannten Rechtsanwalts, der durch einen Fall von Kindesentführung und Pädophilie im Fokus der Medien steht, hat dreißig Jahre lang über ein Familiengeheimnis geschwiegen. Als der innere wie äußere Druck auf die Familie wächst, beginnt ihre Fassade zu bröckeln. In loser Anlehnung an die Affäre um den Lütticher Rechtsanwalt Victor Hissel, der einige Opferfamilien im Fall des Kinderschänders Marc Dutroux vertrat, entfaltet sich ein puzzleartiges Drama um Schuld, Scham, Verdrängung und Verleugnung. Auch wenn manche Handlungsstränge etwas verkürzt wirken, überzeugt vor allem die Darstellerin der Ehefrau, deren inneren Prozesse in einem subtilen Körperspiel zum Ausdruck kommen. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621797/ein-schweigen-un-silence
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Das Arbeitsvisum eines angehenden Spielzeugdesigners (Julio Torres) in den USA läuft demnächst ab. Um seine Ausweisung zu verhindern, übernimmt er den Job eines Assistenten für eine unberechenbare Kunstkritikerin (Tilda Swinton). Die surreale Komödie zeichnet ein Migrantenschicksal entlang der absurden Strukturen der Einwanderungsbürokratie und dem nicht minder absurden Alltag im Schatten einer teuflischen Chefin nach. Bei aller visuellen Kreativität entwickelt der Film aber nie die Giftigkeit oder Direktheit, um den ästhetischen Spielereien den nötigen Nachdruck und eine existenzielle Dringlichkeit zu verleihen. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622735/problemista
Porträt von fünf Berliner Aktivisten, die sich in unterschiedlichen sozialen Bewegungen engagieren, von der Krankenhaus-Bewegung über den Klimaprotest, der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ bis zur migrantischen Bewegung und dem Kreieren von politischer Kunst. Der Film richtet sich eher an die eigene Zielgruppe, als dass er sich um eine Ansprache bislang nicht aktiver Menschen bemühen würde. Zudem bleibt er eine Antwort darauf schuldig, wie die Akteure auf die um sich greifende Stagnation reagieren. Wie die Protagonisten bewegt sich auch der Film innerhalb einer geschlossenen Blase sozialer Bewegungen im Berliner Umfeld. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.dehttps://www.filmdienst.de/film/details/622747/niemals-allein-immer-zusammen
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung