Das Kurpfälzische Museum in Heidelberg eröffnet am Sonntag eine Ausstellung mit 45 Gemälden aus dem Museum für Westliche und Östliche Kunst in Odessa, das europäische und ostasiatische Kunst sammelt. Unter dem Titel „Meisterwerke aus Odesa – Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts“ gewährt sie Einblick in die Sammlungsgeschichte des durch Krieg bedrohten Hauses in der Ukraine. „Das Publikum erwartet das Fremde, doch es begegnet dem Vertrauten – und darin besteht die eigentliche Neuentdeckung,“ sagt Museumsdirektor Frieder Hepp. Das liege daran, dass sich Odessa an der Ordnung und den Schwerpunkten europäischer Museen orientiere.
In den Räumen des Heidelberger Museums treten die Bilder aus Odessa in Dialog mit Bildern aus der Kurpfälzischen Sammlung. „Von den vielen zu den ukrainischen Werken passenden Bildern haben wir diejenigen ausgewählt, die den größten Erkenntnisgewinn ermöglichen,“ sagt Kuratorin Julia Carrasco. Dazu zählt an zentraler Stelle die „Entführung der Europa (Madame de Montespan mit ihren Kindern)“ (um1675) von Pierre Mignard. Es steht den Ausstellungsmachern zufolge symbolisch für die Gefährdung europäischer Werte. Laut Hepp zeigt es die Geliebte von König Ludwig XIV., die auf Zeus in Gestalt eines mit Blumen geschmückten Stiers reitet und ihn an den Hörnern packt, wobei der Stier den König selbst verkörpert.
Seite an Seite hängt es neben dem Bild „Entführung Europas“ aus dem 16. Jahrhundert von Jacopo da Ponte (1510/15-1592) aus dem ukrainischen Museum. Besonders stolz ist das Museumsteam auf die Porträts der Evangelisten Matthäus und Lukas von Frans Hals (1580/1585-1666) aus der ukrainischen Sammlung. Es sind laut Katalog mit zwei weiteren Porträts die einzigen religiösen Bilder des niederländischen Malers. In den Ausstellungsräumen sind neben den Ölgemälden auch wandgroße Fotografien des Jugendstil-Museums in Odessa zu sehen.