Das baden-württembergische Kultusministerium weist die Kritik der SPD-Landtagsfraktion an der Inklusionspolitik des Landes zurück. Während die SPD einen Rückschritt bei der gemeinsamen Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderung beklagt, verweist die Landesregierung auf einen gestiegenen Anteil an Schulen mit inklusiven Angeboten, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der SPD-Fraktion hervorgeht.
Die Sozialdemokraten wiesen auf eine niedrige Inklusionsquote im Südwesten hin. Demnach wurden im Schuljahr 2023/2024 nur rund 9.000 von knapp 64.000 Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf an allgemeinen Schulen unterrichtet. Das Ministerium begründet diese Zahl mit dem gesetzlich verankerten Wahlrecht der Eltern. Die Entscheidung für den Lernort sei das „Ergebnis der Elternwahl“.
Die Landesregierung verweist auf mehrere Maßnahmen zur Stärkung der Inklusion. So seien über 1.355 neue Stellen geschaffen und die Studienplätze für Sonderpädagogik erhöht worden. Mit einem neuen „Budget Inklusion“ soll die Ausstattung inklusiver Angebote an die der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) angeglichen werden. Zudem sollen künftig mit dem Konzept „Entwicklungsräume Inklusion“ wohnortnahe Angebote geschaffen und die Beratung für Eltern verbessert werden.
Die SPD-Fraktion argumentiert, für viele Familien stellten Inklusionsklassen wegen knapper Ressourcen keine echte Wahlmöglichkeit dar. Sie verweist auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, wonach in Baden-Württemberg heute anteilig mehr Schüler Sonderschulen besuchen als vor der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention 2009.
Das Kultusministerium hält dem entgegen, dass der Anteil der allgemeinen Schulen mit inklusiven Bildungsangeboten seit 2015 gestiegen sei, bei den Gymnasien beispielsweise von rund 3 auf über 13 Prozent. Konkrete Forderungen der SPD, wie eine Änderung des Lehramtsstudiums oder eine Ausweitung von Laufbahnwechselprogrammen für Gymnasiallehrer, lehnt das Ministerium ab. (1521/25.06.2025)