Bauliche Überreste, Handschriften, Ritualgegenstände – solche Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayerisch-Schwaben versammelt neuerdings das Kulturportal Bavarikon. Die Zeitspanne, aus der die Objekte stammen, ist groß.
Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens ist ab sofort leichter zu entdecken. Das Online-Kulturportal Bavarikon stellt neuerdings kostenfrei knapp 1.600 Objekte aus der Region vor. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben hat diese nach eigenen Angaben zusammen mit der Universität Augsburg über einen Zeitraum von zwei Jahren digitalisiert, beschrieben und unter anderem um Biografien ergänzt. Zu den Objekten zählten etwa bauliche Überreste, Druckwerke, Handschriften sowie Ritual- und Alltagsgegenstände. Der zeitliche Rahmen reiche von der Gründung der ersten jüdischen Landgemeinden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg.
“Von Hainsfarth bis Kempten, von Kriegshaber bis Ichenhausen – einst gab es zahlreiche jüdische Landgemeinden in Bayerisch-Schwaben”, heißt es vom Museum. “Nach den Novemberpogromen 1938, den sogenannten ‘Arisierungen’ und anderen Gewaltakten gegen jüdische Menschen, Institutionen und Gebäude sind bis heute wertvolle Kulturgüter, aber auch Alltagsgegenstände und Dokumente deutsch-jüdischer Geschichte aus den ehemaligen Landgemeinden nur unzureichend zugänglich und erforscht.” Dem wolle man mit dem Bavarikon-Projekt etwas entgegensetzen.
“Durch das Projekt werden Judaica für die Öffentlichkeit zugänglich, von deren Existenz kaum jemand wusste”, so Museumsdirektorin Carmen Reichert. “Mit der Zusammenführung unterschiedlichster Objekte aus dem Raum Schwaben gewinnen wir ein klareres Bild der jüdischen Gemeinden in unserer Region. Durch die digitale Bereitstellung dieser bedeutenden Kulturgüter tragen wir dazu bei, das historische Erbe zu bewahren, Wissen zu vermitteln und einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung sowie zur wissenschaftlichen Forschung zu leisten.”
Das Portal Bavarikon – ein Gemeinschaftsprojekt des Wissenschafts- und des Digitalministeriums – ist nach eigenen Angaben “die digitale Schatzkammer des Freistaats Bayern”. Es mache das vielfältige kulturelle Erbe Bayerns weltweit kostenlos zugänglich und richte sich sowohl an die breite kulturinteressierte Öffentlichkeit als auch an wissenschaftliche Nutzerinnen und Nutzer. Mittlerweile seien über 500.000 Inhalte von 200 Kultureinrichtungen online.