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Kritik an Israels Gaza-Lebensmittelhilfe nimmt zu

Zahlreiche internationale Organisationen stimmen in die Vorwürfe gegen das Hilfssystem Israels im Gazastreifen ein. Für Hunderte werde die Nahrungsausgabe zur tödlichen Falle.

Mehr als 160 Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen haben das israelische System für humanitäre Hilfe im Gazastreifen kritisiert. Die Palästinenser in dem Kriegsgebiet stünden “vor einer unmöglichen Wahl: verhungern oder riskieren, erschossen zu werden, während sie verzweifelt versuchen, Essen für ihre Familien zu beschaffen”, heißt es in einer am Dienstag verbreiteten gemeinsamen Stellungnahme. Darin wird Israel vorgeworfen, Nahrung als Waffe einzusetzen.

Hinter die Erklärung stellten sich 169 Organisationen, darunter Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Oxfam, mehrere Caritas-Organisationen und Pax Christi, aber auch einige israelische Menschenrechtsorganisationen. Sie fordern eine Rückkehr zum alten Hilfssystem unter Leitung der Vereinten Nationen.

In weniger als vier Wochen seien mehr als 500 Palästinenser getötet und fast 4.000 verletzt worden, nur weil sie versuchten, Zugang zu Lebensmitteln zu erhalten oder diese zu verteilen, heißt es in dem Schreiben. Die vergangenen Wochen zählten zu den “tödlichsten und gewalttätigsten” seit Beginn des Gaza-Kriegs. Israel wolle bewusst einen “Kreislauf aus Verzweiflung, Gefahr und Tod” aufrechterhalten.

Die früher rund 400 Verteilstellen für humanitäre Hilfe wurden Ende Mai durch vier ersetzt, die von der “Gaza Humanitarian Foundation” (GHF) betrieben werden. Regelmäßig gibt es Berichte von chaotischen Szenen und Massakern im Umfeld von Lebensmittelausgaben. Israelische Soldaten und angeheuerte Sicherheitsdienste sollen dabei gezielt auf Zivilisten geschossen haben. GHF weist solche Berichte als falsch zurück.

Die israelische Armee teilte am Montagabend mit, eines der vier Verteilzentren werde vorübergehend geschlossen. Der Bau eines neuen sei geplant. Das Militär sei in der Nähe der Ausgabestellen aktiv, “um zu verhindern, dass die Hilfsgüter in die Hände der Terrororganisation Hamas gelangen”.