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Kriminologe wirft Polizei Versäumnisse bei Messerkriminalität vor

Der Kriminologe Dirk Baier fordert ein entschlosseneres Vorgehen der Polizei gegen den illegalen Online-Handel mit Messern. Angesichts drastisch steigender Zahlen bei Messerangriffen kritisierte er im Gespräch mit der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag), dass die Strafverfolger im Internet zu passiv seien. Waffen wie Spring- oder Butterflymesser könnten problemlos online bestellt werden könnten, bemängelte der frühere Vize-Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und heutige Professor für Kriminologie in Zürich im Vorfeld des Deutschen Präventionstages, der am 23. und 24. Juni in Augsburg stattfindet.

Vor allem Jugendliche würden zu Waffen greifen, „die etwas hermachen“, sagte Baier. Die Polizei müsse ihre Aktivitäten im Internet deutlich verstärken, um illegale Verkäufe zu unterbinden. Hintergrund der Debatte ist ein bundesweit massiver Anstieg von Gewalttaten mit Messern. Allein in Bayern hat sich die Zahl solcher Angriffe von 2023 auf 2024 auf 1.813 Fälle mehr als verdoppelt.

Die Politik reagierte bisher vor allem mit der Einrichtung von Messerverbotszonen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nannte diese gegenüber der Zeitung ein „notwendiges und sinnvolles Instrument“. Er beobachte bei jungen Leuten eine bedenkliche Tendenz, das Tragen von Messern als „cool“ zu empfinden. „In hitzigen Momenten wird aus Dummheit dann bitterer Ernst“, sagte Herrmann.

Der Kriminologe Baier äußerte sich dagegen skeptisch über den Nutzen solcher Zonen. Er bezweifelt, dass die Polizei dort wirksame und konsequente Kontrollen gewährleisten könne. (2027/23.06.2025)