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Kreuzbandriss ist typische Frauenverletzung beim Sport

Das vordere Kreuzband reißt bei Sportlerinnen 4- bis 8-fach häufiger als bei Männern. Um der höheren Verletzungsgefahr entgegenzuwirken ist geschlechtsspezifisches Training wichtig, betont die Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Ob beim Fußball, Basketball oder gymnastischen Turnen – Frauen haben beim Sport ein höheres Risiko, sich am Kreuzband zu verletzen als Männer. Darauf weist kurz vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft der Frauen kommenden Mittwoch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) in Berlin hin. Frauen verletzen sich im Sport demnach nicht nur anders als Männer, sondern oft auch schwerer. “Der weibliche Körper bringt besondere anatomische, biomechanische und hormonelle Voraussetzungen mit sich, die zu einer besonderen Verletzungsgefahr des Kniegelenks führen, vor allem des Kreuzbandes”, erklärte GDOU-Präsident Christoph Lohmann am Mittwoch.

Das vordere Kreuzband reißt den Angaben zufolge bei Frauen 4- bis 8-fach häufiger als bei Männern. Die Unfälle passierten oft bei Sprüngen, schnellen Richtungswechseln oder abrupter Stop-and-Go-Bewegung. Die Leiterin der Arbeitsgemeinschaft “Geschlechtersensible Medizin” der Gesellschaft, Rebecca Sänger, kritisierte: “Viele Trainingspläne orientieren sich an männlichen Normwerten.” Um Verletzungen zu vermeiden, sollten aber bereits junge Athletinnen frühzeitig geschlechterspezifisch trainieren. “Für die Behandlung von Knieverletzungen brauchen wir eine geschlechtsspezifische Orthopädie und Unfallchirurgie und damit auch eine geschlechtsspezifische Kreuzbandchirurgie”, sagte Sänger.

Durch gezieltes Training bei Profis und auch bei Hobbysportlerinnen lassen sich den Orthopäden zufolge viele Risikofaktoren beeinflussen. Um Kreuzbandverletzungen vorzubeugen sei etwa die Kräftigung von Oberschenkeln und Gesäß wichtig. Beim Sprung- und Landetraining zählte vor allem die saubere Technik. Knieverletzungen würden außerdem durch Koordinations- und Balanceübungen vorgebeugt, zum Beispiel mit sogenannten Balancepads.

Das vordere Kreuzband ist laut DGOU ein zentrales Stabilisierungsband im Kniegelenk. Es verbindet den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein und verhindert vor allem das Vorrutschen des Schienbeins bei Bewegungen wie Sprinten, Springen und Landen. Zudem stabilisiert es demnach das Knie bei Rotationsbewegungen und verhindert übermäßige Drehbewegungen, insbesondere bei schnellen Richtungswechseln, wie sie häufig im Sport vorkämen.

“Kreuzbandverletzungen zählen zu den schwerwiegendsten Verletzungen mit den längsten Ausfallzeiten”, sagte Thomas Tischer von der DGOU. Die Rückkehr zum Sport dauere in der Regel sechs bis zwölf Monate, abhängig von Alter, Sportart, Heilungsverlauf und Trainingsdisziplin. Umso wichtiger sei Prävention.