“Es braucht das öffentliche Glück” schreibt Winfried Kretschmann in seinem neuen Buch. Er beruft sich dabei auf Hannah Arendt. Der Mensch finde seine Erfüllung nicht, indem er nur seinen eigenen Nutzen maximiere.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ermutigt Bürgerinnen und Bürger zu öffentlichem Engagement. Dabei sei es nicht entscheidend, ob man sich in einer Partei, einem Verein, einer Bürgerinitiative, einer Stiftung, in der Nachbarschaftshilfe oder in der Kirchengemeinde einbringe, betont Kretschmann in einem neuen Buch.
“Denn wenn wir etwas für das Ganze tun, dann tun wir zugleich auch etwas für uns selbst. Solches Aktivbürgertum gibt uns etwas, was uns keine Fernreise, kein Wellnessprogramm und keine Netflix-Serie geben kann: Sinn”, schreibt Kretschmann und fügt hinzu: “Und die tiefe innere Freude, die sich einstellt, wenn wir uns einbringen und etwas bewirken, wenn wir uns als Teil eines größeren ‘Wir’ erleben und unsere Welt mitgestalten – nämlich: öffentliches Glück.”
In seinem neuen Buch befasst sich Kretschmann mit der deutsch-amerikanischen Philosophin und Publizistin Hannah Arendt (1906-1975). Der Titel des am Montag (15.9.) im Patmos Verlag erscheinenden Werks lautet “Der Sinn von Politik ist Freiheit. Warum Hannah Arendt uns Zuversicht in schweren Zeiten gibt”.
Arendt messe “dem Erscheinen und Wirken im öffentlichen Raum eine ungeheure Bedeutung zu”, schreibt der 77-jährige Ministerpräsident und fährt fort: “Der Mensch findet seine Erfüllung nicht, indem er nur seinem privaten Glück im Kleinen hinterherjagt und seinen individuellen Nutzen maximiert.” Dafür brauche es “auch das öffentliche Glück, das sich im ‘acting in concert’ einstellt – wenn wir zusammen mit anderen etwas gestalten, was nicht nur einen selbst betrifft, sondern eine größere Gemeinschaft”. Die Botschaft Hannah Arendts laute “Habt den Mut, als Bürger zu handeln! Ansonsten verpasst ihr eine ganz grundlegende Dimension des Menschseins”.
Kretschmann regiert seit Mai 2011 als Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde ein Grüner Ministerpräsident eines Bundeslands. Kretschmann wurde zweimal wiedergewählt. Bei der Landtagswahl im März kandidiert er nicht mehr.