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Krankenkasse: So wenige Grippeimpfungen wie vor der Pandemie

Herbst-Zeit ist Grippe-Zeit. Deshalb raten Ärzte und Gesundheitspolitiker derzeit zu Impfungen. Doch die Nachfrage der Bürger bleibt auf niedrigem Niveau.

Die Zahl der Grippeimpfungen in Deutschland sinkt weiter. Wie die Techniker Krankenkasse (TK) am Donnerstag in Hamburg mitteilte, ließen sich im Winter 2024/2025 nur noch 38 Prozent der TK-Versicherten ab 60 Jahren gegen Grippe impfen. Das seien so wenige wie zuletzt in der Impfsaison vor der Pandemie.

Nach einem Höchstwert von 49 Prozent im Coronawinter 2021/2022 sei die Quote jährlich abgefallen, hieß es weiter. Die EU-Zielquote von 75 Prozent werde damit aktuell nur zur Hälfte erfüllt. “Die Pandemie hat offenbar nichts an der geringen Impfbereitschaft geändert. Dabei ist eine Impfung immer noch der beste Schutz gegen eine Grippe, vor allem für Risikogruppen wie ältere Menschen und medizinisches Personal”, betonte der Vorstandsvorsitzende Jens Baas.

Laut Krankenkasse gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Wie schon in den Vorjahren nahmen TK-Versicherte über 60 Jahren in den östlichen Bundesländern häufiger eine Grippeimpfung in Anspruch als Versicherte im Süden Deutschlands. Am höchsten war die Impfquote 2024/2025 in Sachsen-Anhalt, gefolgt von Sachsen und Brandenburg. Schlusslichter waren Baden-Württemberg und Bayern. Mit einer Impfquote von rund 52 Prozent war die Impfbereitschaft in Sachsen-Anhalt dabei mehr als doppelt so hoch wie in Baden-Württemberg mit rund 24 Prozent.

Seit 2022 kann auch in Apotheken gegen Influenza geimpft werden. Doch bislang bieten laut Kasse nur rund zehn Prozent der Apotheken diese Impfleistung an – und wenige Versicherte nutzen das Angebot. Im Winter 2024/2025 ließen sich weniger als 29.000 TK-Versicherte in einer Apotheke eine Grippeschutzimpfung verabreichen. Von den TK-Versicherten über 60 Jahren wurden nur 0,43 Prozent in einer Apotheke geimpft.

In dieser Woche hatten die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), ärztliche Berufsverbände und mehrere Gesundheitsminister zur Grippeschutzimpfung aufgerufen. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) erklärte, vor allem ältere Menschen und chronisch Kranke hätten ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf einer Atemwegserkrankung, sei es Grippe, COVID-19 oder Pneumokokken.

Zugleich sprachen sich mehrere Ärzte-Vertreter gegen eine mögliche Ausweitung von Impfungen in Apotheken aus. Voraussetzung sei eine ärztliche Aus- und Weiterbildung – über die Apotheker nicht verfügten, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister. “Impfen ist eine der Kernaufgaben der Ärztinnen und Ärzte, die sie jährlich millionenfach erfüllen.”