Sport mit einem Hula-Hoop-Reifen machen, sich mit bunt gestreiften Anzügen verkleiden oder in August Mackes Gemälde „Großer zoologischer Garten“ eintauchen und fühlen und hören, was sonst nur auf dem Gemälde zu sehen ist: Das ist in der neuen interaktiven Ausstellung „Kopfüber in die Kunst“ möglich, die seit Sonntag im Museum Ostwall im Dortmunder U zu sehen ist. Internationale und lokale Künstler haben acht Räume geschaffen, in denen Kinder und Erwachsene die Kunst mit allen Sinnen erleben können.
Das Museum Ostwall habe sich vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt, ein Familienmuseum zu werden, sagt Stefan Heitkemper, Leiter des Dortmunder U. Ein Museum mit Zukunft müsse vor allem auch Kinder ansprechen. Deshalb haben Kinder bei der aktuellen Ausstellung zum 75. Geburtstag des Museums ein Mitspracherecht bekommen. „Wir haben an den Familiensonntagen Kinder nach ihrer Meinung gefragt – und die Mehrheit von ihnen wünschte sich Kunst zum Bewegen und Mitmachen“, erklärt Viktoria von Pidoll, eine der beiden Kuratoren von „Kopfüber in die Kunst“. So sei die Idee zu einer Ausstellung mit interaktiven Rauminstallationen gekommen.
Rauminstallationen oder sogenannte Environments, in die die Besucher regelrecht eintauchen können, haben im Museum Ostwall Tradition. So gab es bereits Ende der 60er Jahre die erste Ausstellung mit raumgreifenden Kunstwerken, die vom damaligen Direktor Eugen Thiemann realisiert wurde. „Uns war wichtig, auch die Geschichte des Museums in die aktuelle Ausstellung mit einzubeziehen“, sagt von Pidoll. Deshalb werden nicht nur zeitgenössische Environments gezeigt, sondern auch welche aus der Vergangenheit des Museums.
Der Künstler Ferdinand Spindel etwa schuf im Jahr 1969 im Museum Ostwall den „Schaumraum“. Dieser wurde für die aktuelle Ausstellung auf Grundlage von Zeitzeugenberichten und Fotos in Originalgröße rekonstruiert. Der Raum ist komplett mit rosafarbenem wellenfächerartigem Schaumstoff ausgekleidet und die Besucherinnen und Besucher können hindurchgehen und klettern.
Auch in die Rauminstallation „Bewegt das Licht!“ aus Schatten, Spiegeln und bunten Farbstreifen des bereits verstorbenen Künstlers Carlos Cruz-Diez, entstanden im Jahr 1974, können die Besucher hineinsteigen. Durch Bewegungen kann das Kunstwerk aktiv beeinflusst werden.
Zu den aktuellen Werken der Ausstellung gehört die digitale Installation „Chasing Stars in Shadow“ des koreanischen Künstlers Joon Moon aus dem Jahr 2022. Virtuelle Schattenkinder können hier mithilfe einer leuchtenden Laterne und Bewegung aus den Wänden befreit werden. So will der Künstler einen Übergang von realer zu fiktiver Welt im selben Raum schaffen. Christian Jankowskis fordert mit seiner Videoinstallation „Beweg dich mit mir!“ Kinder und Erwachsene dazu auf, selbst ein wenig Sport zu machen.
Alle acht Rauminstallationen verbindet, dass die Besucher tatsächlich in die Kunst eintauchen können. „Die Kunstwerke funktionieren nur durch die Besucher“, erklärt Viktoria von Pidoll. „Erst durch die Bewegungen der Kinder und Erwachsenen erwacht die Kunst zum Leben.“ Die Familien würden so selbst Teil der Kunst.
Da sich die Ausstellung vor allem an Kinder richtet, gibt es für sie ein spezielles Begleitheft. Das „Leg-Los Heft“ biete ihnen Erklärungen und Anregungen, was sie alles in der Ausstellung machen und ausprobieren könnten, erläutert die Kuratorin. Zudem gibt es geschulte Kinder-Kunstscouts, die regelmäßig Führungen für Kinder anbieten.
Insgesamt umfasst das Rahmenprogramm über 80 Veranstaltungen, darunter Konzerte, Filmvorführungen und Kreativ-Workshops. In den Sommerferien sind thematisch passende Ferienworkshops für Kinder geplant. Die Schau endet am 25. August.