Die Münchner Künstlerin Julia Treichel gestaltet voraussichtlich den Saarbrücker Gedenkort zur Erinnerung an die Verfolgung queeren Lebens in der Faßstraße. „Der Entwurf integriert bewusst den bestehenden städtebaulichen Kontext und greift dabei auf ortsspezifische Elemente zurück, wie die markante Pflastergestaltung des Künstlers Paul Schneider und die prägnanten, sich im Herbst goldfärbenden Ginkgo-biloba-Bäume“, erklärte sie am Donnerstag. Aus diesem Pflaster würden einzelne Steine entnommen, sodass ein Riss entstehe, der für die erlittene Diskriminierung stehe. Dieser werde nach dem Prinzip der traditionellen japanischen Reparaturmethode Kintsugi mit einer goldfarbenen Masse gefüllt. Der Stadtrat entscheidet den Angaben zufolge noch über die Umsetzung des Siegerentwurfs.
Im November 2024 hatte das Kulturamt der Stadt Saarbrücken den Angaben zufolge in Zusammenarbeit mit dem Institut für aktuelle Kunst im Saarland einen offenen Wettbewerb ausgeschrieben. Die Jury um die Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, Mirjam Zadoff, habe aus insgesamt 80 eingereichten Entwürfen den von Treichel ausgewählt. Die Jury erklärte, ihr Entwurf „Saarbrückens Goldener Kitt“ sei eine subtile Form der Erinnerung, die sich dem Betrachter schnell erschließe und zugleich Interpretationsspielräume öffne. „Durch die Verfolgung queeren Lebens ist ein Riss entstanden, der sich durch unsere Gesellschaft zieht“, betonte die Jury. „Dieser Riss wurde scheinbar geschlossen und ‘gekittet’, aber er bleibt weiterhin als Wunde sichtbar.“ (2106/26.06.2025)