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Konfis im Kanu

Ein Wochenende auf Schloss Oberwerries – mit Klettern, Floß bauen, Trommeln und Bogenschießen. Fast 350 Mädchen und Jungen aus dem Kirchenkreis Hamm auf Entdeckertour: Das Konfi-Camp ist zu einer festen Einrichtung geworden

Es hatte etwas von der Atmosphäre im Dschungelcamp eines deutschen Privatsenders: Auf Schloss Oberwerries im Hammer Stadtteil Heessen  tummelten sich an einem Juni-Wochenende viele Jugendliche, die allem Anschein nach verschiedene Mutproben zu bestehen hatten.

Bei den Jugendlichen handelte es sich um Konfirmanden aus dem Kirchenkreis Hamm, die auf dem idyllisch gelegenen Wasserschloss vor den Toren der Stadt Hamm ein zweitägiges Konfi-Camp erlebten. Volker Alteheld, Geschäftsführer des Jugendreferates beim Kirchenkreis: „Das ist unser achtes Konfi-Camp. Das ist zur festen Einrichtung in unserem Kalender geworden. Denn hier erleben unsere Konfirmanden Kirche einmal ganz anders.“
Überall auf dem ausgedehnten Gelände auf Oberwerries sind am Samstagmorgen Mädchen und Jungen unterwegs, die emsig ganz unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen. Lara Möricke, Loreen Löhr, Finja Löscher und Andreas Schockenhoff lassen gerade ein Kanu in der Lippe zu Wasser, das der Kanuclub Heessen zur Verfügung samt Betreuern gestellt hat.

Sich selbst erfahren und Grenzen austesten

An anderer Stelle waren Mädchen und Jungen zur gleichen Zeit damit beschäftigt, aus großen vorgefertigten Platten und leeren Fässern mit entsprechender Anleitung ein Floß zu bauen. Gar nicht so leicht, den Unterbau mit Stricken mit den Fässern zu verbinden.
Dass manchmal auch das Herz in die Hose rutscht, wenn man wie Kurt Röhr auf einer Slack Line über der Gräfte balancieren muss, und es mit dem Aufrichten auf dem Seil partout nicht klappen will, gehört dazu. Nicht sofort aufzugeben und sich von den anderen anfeuern lassen, um dann doch wohlbehalten am anderen Ende anzukommen, ist eine der wichtigen Erfahrungen, die die Jugendlichen im Camp machen. „Es ist uns wichtig, dass die Mädchen und Jungen lernen, dass man auch mit einfachen Mitteln viel machen kann“, unterstreicht Alteheld. Und zu lernen, dass Konsum nicht alles ist.
Die 344 Konfis konnten unter 24 Workshops auswählen. Das Angebot reichte vom Basteln mit einfachsten Gegenständen über Klettern und den Aufbau einer Kletterwand, Bogenschießen, Selbstverteidigung, Tanzen bis zur Vorbereitung des Gottesdiensts am Sonntag, an dem dann an die 1000 Besucher unter freiem Himmel teilnahmen. Dazu waren neben den Konfi-Camp-Teilnehmern, den Ehrenamtlern auch die Eltern eingeladen, die von der Einladung reichlich Gebrauch machten.

Fast 100 ehrenamtlich Mitarbeitende

Knapp 350 Konfirmandinnen und Konfirmanden – viel mehr geht auch nicht. Denn mehr geben die 27 Zelte, zehn Pavillons und die drei Großraum-Veranstaltungszelte nicht her. Auch die überdachte Bühne wurde noch benötigt.
Knapp 100 ehrenamtliche Betreuer und knapp zwei Dutzend Pfarrerinnen und Pfarrer aus allen beteiligten Gemeinden komplettierten das große Team. Nicht nur die Konfis erleben ihre Pfarrerinnen und Pfarrer in diesen zwei Tagen von einer ganz anderen Seite. Das gilt auch umgekehrt und macht sich im Umgang miteinander positiv bemerkbar.  
Für Alteheld ist auch die langfristige Wirkung des Camps nicht zu unterschätzen. „Hier entstehen Freundschaften, die über die Grenzen unserer Gemeinden hinausgehen. Einige von den Teilnehmern finden sich dann in unserer Jugendkirche in Hamm wieder. Das ist die Nachhaltigkeit, die wir uns erhoffen.“ Die Jugendkirche verfügt über eine eigene Band, die auch beim Gottesdienst für die entsprechende Musik sorgte.
Und die Konfirmanden selbst? Den Zwölf- bis 14- Jährigen ist nicht allzuviel zu entlocken, außer mal ein „cool“. Auf jeden Fall kommt es bei ihnen gut an, dass ihre Betreuer oft nur wenig älter sind als sie. So wie Nele und Celina, die vor einigen Jahren selbst als Konfis am Camp teilnahmen und jetzt zum Betreuerteam gehören. „Mit viel Spaß“, wie beide versichern. Und irgendwann übernehmen sie vielleicht weitere Aufgaben in ihrer eigenen Gemeinde.