Alte und junge Menschen – wie kommen sie miteinander klar? Was verbindet, was trennt sie? Eine Studie hat rund 3.000 Menschen dazu befragt und kommt zu dem Schluss: Die Kluft wird größer, gerade im Arbeitsumfeld.
Die Beziehung zwischen Oma und Enkel ist gut, die berufliche Zusammenarbeit zwischen älteren und jüngeren Kollegen wird dagegen weniger geschätzt: Am häufigsten wird offenbar die Familie als Ort gelingender intergenerationeller Zusammenarbeit benannt. Dies sagten 67 Prozent, mit deutlichem Abstand vor dem Beruf (45 Prozent) in einer am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA).
Als Grund für die mangelnde Wertschätzung nennen 48 Prozent der Befragten unterschiedliche Wertehaltungen, 41 Prozent mangelndes Interesse und 36 Prozent fehlende Zeit als zentrale Hindernisse. Hinzu kommen demnach beschleunigte Lebensrhythmen, Milieuunterschiede und Kommunikationsprobleme, die das alltägliche Zusammenwirken der Generationen zusätzlich erschweren.
Dazu passt, dass auch die konkreten Berührungspunkte im Zusammenleben zwischen Alt und Jung weniger werden. 40 Prozent der Befragten geben laut Studie an, keine Kinder zu haben: 77 Prozent haben keine Enkelkinder. Ein Viertel (25 Prozent) lebt mit Kindern im eigenen Haushalt, während 26 Prozent allein wohnen.
Zwar berichten befragte Großeltern zu 86 Prozent von einem guten oder sehr guten Verhältnis zu ihren Enkelkindern; umgekehrt äußern sich auch junge Erwachsene überwiegend positiv. Doch diese Bewertungen gehen laut Befragung nicht zwangsläufig mit regelmäßigen Kontakten oder konkreter Alltagshilfe einher. Die Beziehung werde vielmehr “häufig emotional aufgewertet und idealisiert, auch wenn es im Alltag eher distanziert bleibt”. Kontakte beschränkten sich demnach oft auf die Teilnahme an Familienfesten oder den Besuch an Feiertagen.
Auch bei persönlichen Wertvorstellungen haben alte und junge Menschen unterschiedliche Prioritäten: Für über 60-Jährige zählen Ordnung, Stabilität und Verlässlichkeit zu den wichtigsten gesellschaftlichen Prinzipien. Unter 30-Jährige hingegen betonen Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und Vielfalt.
Trotz unterschiedlicher Schwerpunkte verbindet Jung und Alt aber der Wunsch nach gesellschaftlichem Zusammenhalt: Laut Studie betonen über 80 Prozent aller Befragten, dass gegenseitiger Respekt und das Teilen von Wissen entscheidend für eine funktionierende Gesellschaft seien.
“Wir reden oft nur aneinander vorbei – das sind Missverständnisse, keine echten Konflikte”, erklärte Generationenforscher Rüdiger Maas. Jede Generation interpretiere Begriffe wie Verantwortung oder Freiheit aus ihrer Lebensrealität heraus. “Das führt manchmal zu Reibung, ist aber kein Zeichen von Spaltung.”
Maas sieht die Ursachen für viele Missverständnisse auch in einer zunehmenden Orientierungslosigkeit aller Altersgruppen: “Wir googeln, vergleichen, suchen Bestätigung – und verlieren dabei das Vertrauen in unsere eigene Erfahrung. In gewisser Weise sind heute alle Generationen ein Stück weit ‘lost’.” – Für die Studie “Konsens oder Konflikt – wie verstehen sich Generationen?” wurden bundesweit 3.000 Personen ab 18 Jahren online befragt.