Anlässlich der 80. Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Dachau hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) eine politische Streitkultur trotz unterschiedlicher Anschauungen angemahnt. Die Nationalsozialisten hätten in ihrem ersten Konzentrationslager in Dachau ab März 1933 vor allem politische Gegner inhaftiert, „mutige Männer und Frauen, die sich dem Zwang und der Unterdrückung entgegenstellten“, sagte Klöckner laut Redemanuskript am Sonntag bei der zentralen Gedenkfeier in Dachau. Als Präsidentin des Deutschen Bundestages verneige sie sich vor diesen Menschen.
Klöckner verwies darauf, dass die Gedenkstätte in Dachau vor 60 Jahren nur dank ehemaliger KZ-Häftlinge eröffnet werden konnte. Deren Engagement hätte Dachau als „Gedenkort der nationalsozialistischen Verbrechen gesichert“, gegen den Widerstand einer Gesellschaft, „die am liebsten weiter geschwiegen hätte und so schnell wie möglich vergessen wollte“.
Für die „unermüdliche“ Erinnerungsarbeit der letzten Zeitzeugen dankte die Bundestagspräsidentin den anwesenden Holocaust-Überlebenden Abba Naor, Leslie Rosenthal und Jean Lafaurie. Ausdrücklich würdigte sie deren Engagement an der „Digitalen Theke“ der Sozialen Medien. Auch wenn Aufklärungsarbeit auf TikTok zum Holocaust zunächst befremdlich wirke, müsse man „dort streitbar Position beziehen, wo die Menschen aktiv sind“, betonte die Politikerin. Schließlich seien die Sozialen Medien auch der Ort, an dem sich Menschen zu antisemitischen Straftaten verabredeten. „Es braucht schon dort unser aller Widerspruch“, so Klöckner.
Das Konzentrationslager Dachau wurde am 22. März 1933 auf Anordnung von SS-Reichsführer Heinrich Himmler errichtet und zum „Musterlager“ für alle weiteren KZ ausgebaut. Bis 1945 waren hier über 200.000 Menschen inhaftiert, über 41.500 von ihnen kamen aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen, Folter und Schikane ums Leben. Am 29. April 1945 befreiten US-Truppen das KZ Dachau.