Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zeigt sich “beschämt”, dass Antisemitismus in Deutschland “wieder um sich greift”. Eine Ausstellung in Berlin zum Hamas-Überfall auf das Nova-Festival sieht sie als wichtiges Zeichen.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat zum zweiten Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel eine zunehmende Judenfeindlichkeit in Deutschland verurteilt. Es beschäme sie “zutiefst, dass Antisemitismus wieder um sich greift”, sagte sie am Dienstagabend bei einer Gedenkzeremonie im Rahmen der Ausstellung “Nova Music Festival Exhibition” in Berlin: “Es scheint, als ob ein alter Geist aus der Flasche gelassen wurde.”
Klöckner kritisierte zudem ein zunehmendes Vergessen der Geschichte: “Es ist erschreckend, wie viele Leute in Deutschland nicht wissen, was am 7. Oktober passiert ist. Das Narrativ dreht sich gerade um.” Sie selbst werde diesen Tag und die Opfer nicht vergessen. Sie habe das Festivalgelände einige Zeit nach dem Anschlag besucht. “Dieser Ort hat sich auch in mein Gedächtnis eingebrannt”, sagte Klöckner sichtlich bewegt.
Die Ausstellung setze ein wichtiges Zeichen, so Klöckner weiter: “Sie erzählt, was Zahlen überhaupt nicht sagen können. Sie erzählt was war, sie bewahrt die Wahrheit.” Angesichts vieler Falschmeldungen sei das von großer Bedeutung.
Auch der israelische Botschafter Ron Prosor, der Klöckner eine “echte Freundin Israels” nannte, lobte die Ausstellung: “Sie zeigt die Menschen, ihre Namen und Gesichter. Die Ausstellung zeigt das Unsagbare.” Es dürfe nicht zugelassen werden, dass jüdisches Leben aus der Gesellschaft verdrängt werde: “Wir weigern uns, uns zu verstecken.” Prosor und Klöckner bekräftigten zugleich die Forderung nach Freilassung aller Geiseln.
Die Wanderausstellung, die noch die kommenden sechs Wochen im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof zu sehen ist, zeigt Videoaufnahmen des Überfalls auf das Nova-Festival am 7. Oktober. Ein riesiger Ausstellungsraum, der dem Festivalgelände nachempfunden ist, zeigt zum Teil originale Gegenstände der damaligen Besucher – Schuhe, verlassene Zelte, ausgebrannte Autos. Auch Sprachnachrichten und Anrufe in Todesangst sind zu hören.
Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas aus dem Gazastreifen Südisrael und ermordeten etwa 1.200 Menschen. Allein im Umfeld des Nova-Festivals wurden nach aktuellen Angaben mehr als 400 Menschen ermordet und mehr als 40 entführt. Zwei Jahre nach dem Angriff befinden sich noch 48 lebende und tote Geiseln in Gaza.