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Klimaschäden: Pakistanische Landwirte verlangen Schadensersatz

Mehr als 40 pakistanische Bauern fordern von deutschen Konzernen Schadensersatz wegen Klimaschäden. Die Ansprüche der 43 pakistanischen Bauern richteten sich gegen die Unternehmen RWE und Heidelberg Materials, wie die Menschenrechtsorganisationen medico international und European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) am Dienstag in Essen mitteilten. Die beiden Organisationen unterstützen die Betroffenen dabei, ihre Forderungen geltend zu machen.

Die Landwirtinnen und Landwirte aus der stark flutgeschädigten pakistanischen Provinz Sindh fordern laut ihrer deutschen Rechtsanwältin Roda Verheyen mehr als eine Million Euro Entschädigung für Ernteausfälle. Die entsprechenden Aufforderungsschreiben seien am Dienstag verschickt worden. Das sei der erste Schritt des rechtlichen Verfahrens.

Die verheerende Flutkatastrophe in Pakistan 2022 sei laut Gutachten durch den Klimawandel deutlich verstärkt worden, sagte ECCHR-Rechtsexpertin Miriam Saage-Mass. Der Stromerzeuger RWE und der Zementhersteller Heidelberg Materials gehörten zu den größten drei Emittenten von CO2 in Deutschland. Somit seien sie mitverantwortlich für die Klimakrise.

Die beiden Unternehmen wüssten seit mindestens 60 Jahren von den Folgen ihrer Emissionen für Mensch und Umwelt, betonte Saage-Mass. „Wer signifikant emittiert und damit zu klimabedingten Schäden beigetragen hat, muss sich auch angemessen an den Kosten beteiligen.“

„Uns geht es nicht um Wohltätigkeit, sondern um Gerechtigkeit“, betonte der Vorsitzende der pakistanischen Organisation „HANDS Welfare Foundation“, die die Forderungen der 43 Bäuerinnen und Bauern unterstützt. „Die Unternehmen, die von den Emissionen profitieren, müssen auch für die dadurch verursachten Schäden haftbar gemacht werden.“

Die Schadensersatzforderung an die beiden Unternehmen könne dazu beitragen, dass klimaschädliche Geschäfte für Großkonzerne künftig nicht mehr profitabel seien, sagte die Klimareferentin von medico international, Karin Zennig.

Durch extremen Starkregen ausgelöste Überschwemmungen hatten 2022 in Pakistan wirtschaftliche Schäden in Höhe von bis zu 30 Milliarden US-Dollar verursacht. Mindestens 1.700 Menschen wurden getötet, 33 Millionen wurden obdachlos. Sindh war die am stärksten betroffene Provinz.

Im Mai dieses Jahres hatte das Oberlandesgericht NRW in Hamm über eine „Klimaklage“ eines peruanischen Kleinbauern gegen den Energiekonzern RWE verhandelt. In einer bundesweiten Präzedenzentscheidung wies das Gericht die Klage zwar ab, weil eine konkrete Verursachung durch den Energiekonzern nicht nachgewiesen werden könne. Zugleich erklärte das Gericht, dass im Grundsatz Großemittenten für klimabedingte Schäden im Ausland haftbar gemacht werden können.